Text: Tim Brügmann, 14. Mai 2018

Heimsuchender Surf-Rock, lethargischer Lo-Fi-Blues, dreckiger verzerrter Country oder gar 60ies-Psychedelia? Für den Sound der drei witchy Angelenos aus der Stadt der Engel gibt es viele Namen. Doch während die meisten Bands sich am schnöden Wiedererwecken und Rosinenpicken aus der guten alten Zeit des Rock’n’Roll abarbeiten, trifft das Trio um Sängerin Sade Sanchez den Nagel auf den Kopf.

Nach unzähligen Meilen on the road und etlichen Bühnenbesuchen hat man gut sechs Jahre nach Bandgründung das Tauziehen zwischen Mazzy Star und Kurt Cobain nun endlich auf Platte gebannt und hat auf dem Label Suicide Squeeze die letzte Hürde zur vollwertigen Band gemeistert. L.A. Witch präsentieren auf ihrem selbstbetitelten Debüt die logische Folge ihrer Self-Made-Story, denn noch bevor sich die Band teuren Merchandise leisten konnte, besprühte man Shirts und Hoodies aus dem nächstbesten Trödel-Store einfach selbst.

Und so handelt es sich um ein Album, das dank eines extrem langen Prozess‘ konzipiert, verfeinert und reformiert wurde, bevor es zum ultimativen Test für Shows, Shows und noch mehr Shows wurde. Immer dann, wenn Ellie Englishs harte stampfende Drums auf Irita Pais treibendes Bass-Spiel treffen fegt es die auf der Tracklist so souverän gespielten California-Topoi nur so von den Palmenblättern: schwindender Glamour, turbulente Romanzen und lederbejackte Verdammte, wie sie Courtney Love nie schöner hätte besingen können, sind die Themen der Stunde.

Doch unter all dem Makeup des Sunset Strips offenbaren L.A. Witch auch das schmutzig verruchte Wahrhaftige, das gleichzeitig so süchtig macht. Höchste Zeit also diese Melange auch hierzulande zu kosten, wenn Englisch, Sanchez und Pai ihren Hexenkessel auch endlich über Deutschland ausschütten.

09.06.2018 München – Milla
11.06.2018 (AT) Wien – Arena Wien
12.06.2018 Dresden – Ostpol

VÖ: 08. September 2017 via Suicide Squeeze Records