Text: Matthias Eichler, 03. Dezember 2020

Einsamkeit, Entfremdung, Isolation und die brennende Sehnsucht nach engumschlungenen Zeiten der Geselligkeit sind Themen, die aktueller nicht sein könnten. In „Contact“, ihrem dritten Album, setzen sich Landshapes aus London mit diesen beunruhigenden Angelegenheiten auseinander und tauchen dafür tief in die Vergangenheit ein, um den Blick in die Zukunft zu schärfen, ohne dabei den gegenwärtigen Geist in Vergessenheit geraten zu lassen. Im Gegenteil – die Gegenwart wird mit Collagen geistes- und sinneserweiternden Klanglandschaften geschmückt und drapiert.

Es sind fünf lange Jahre vergangen seit ihrer letzten Veröffentlichung „Heyoon“ und ihr doch etwas längere Heyoon-Touring hat es ihnen scheinbar ermöglicht, ihre rohe Akut-Energie in einen kontrollierten Ausdruck voller Gefühlserregungen mit einem zuversichtlich-tröstenden Blick in die Zukunft umzumodeln. „We approached this album with the idea of creating more space, simplifying and allowing things to breath “, so Heloise Tunstall-Behrens (Bass, Gesang). “We also wanted to keep the songs briefer, with fewer deviations”. Ziemlich gut gelungen. Psychedelische Gitarren, expansive Pads, fuzzy Math-Rock-Melodien, und einen starken, lyrischen Output an Emotionen machen „Contact“ zu einem Erkundungstrip über ihren bis dahin ausreichenden, aber nicht ausgeschöpften Tellerrand und ist somit definitiv experimentierfreudiger als ihre letzten beiden Platten.

Mit Köpfen voller Ideen, einem umfangreichen Arsenal neuer Gitarrenpedals und einer Dr. Rhythm Drum-Machine ging es ins Londoner Soup Studio, direkt in die offenen Arme vom Sound-Zauberer und Produzenten Kwes. Dieser hat seine Arbeit wohl mit meisterhafter Kunstfertigkeit verrichtet, sonst würden Landshapes ihn nicht als kurzfristiges fünftes Mitglied der Band bezeichnet haben, eine Art Effekte-Mogul und Dauer-Ratgeber mit Gespür für die richtigen Einsätze und gewollten Wirkungen. Leider wurde teilweise an den Vocals ein wenig zu exzessiv an den Effekt-Potis gedreht, sodass die Stimme(n) manchmal zu überladen und Spur-enthoben klingen. Seis drum. Unverdrossen und unbeirrt geht ihre Erkundung neuer Genres weiter und wird passend eingeflochten in ihrem feingesponnenen Netz aus vertonter Verzweiflung, Bedürfnis, Zynismus und einer jungen Hoffnung, denn Hoffen ist oft besser als Finden.

VÖ: 20. November 2020 via Bella Union