Text: Christoph Walter, 28. Oktober 2020

Ob sich Loma tatsächlich nur wegen der Begeisterung eines Brian Eno dazu entschlossen haben, ein zweites Album aufzunehmen, ist nicht abschließend gesichert, aber eine schöne Geschichte ist es auf jeden Fall. Und die Fürsprache des inzwischen 72 Jahre alten Pop-Übervaters, der im Stück „Homing“ auch als Produzent in Erscheinung tritt, schadet der Aufmerksamkeit für „Don’t Shy Away“ sicher ebenfalls nicht.

Dabei haben sich Emily Cross, Dan Duszynski und der vor allem als Shearwater-Frontmann bekannte Jonathan Meiburg in den letzten Jahren auch ganz ohne Eno-Unterstützung mit diversen Projekten durchaus Meriten erworben. An diese vielen Erfahrungen und unterschiedlichen Einflüsse knüpft das neue Loma-Album nun gekonnt an. In Schubladen stecken lässt sich „Don’t Shy Away“ jedenfalls nicht — am ehesten trifft es wohl „uneasy listening“, eine Einschätzung der Band selbst. „Uneasy“ allerdings nicht in dem Sinne, dass das Gehörte ganz scheußlich wäre, sondern vielmehr dahingehend, dass sich die Platte kaum zum entspannten Nebenbeihören eignet. Zu sperrig sind die meisten Stücke ausgefallen, zu überraschend die Haken, die Loma immer wieder schlagen.

Klassische Popsong-Strukturen findet man am ehesten noch im erstaunlich griffigen „Half Silences“ und in „Breaking Waves Like A Stone“ mit seiner düsteren 80er-Jahre-Atmosphäre. Ansonsten bedienen sich Loma nach Lust und Laune in allerlei Genres von experimentellem Jazz bis hin zu Americana und fügen die Einzelteile, garniert von einer beachtlichen Vielfalt an Blasinstrumenten, zu einem weit ausufernden Ganzen neu zusammen. Eine Herausforderung? Sicher. Aber eine, der man sich als Zuhörer*in gerne stellt.

VÖ: 23. Oktober 2020 via Sub Pop Records