Text: Christoph Walter, 01. Oktober 2020

Solo Piano kann trotz aller Meisterschaft des jeweils Vortragenden zuweilen eine etwas dröge Angelegenheit sein. Martin Klein jedenfalls hat schon immer gut daran getan, mit seinem Gesang eine weitere Ebene hinzuzufügen. Besonders gut gelingt dem Österreicher das nun auf seinem dritten deutschsprachigen Album „Nachtlieder“. Der Name ist dabei Programm — zu hören gibt es überwiegend ruhige, sanft fließende Stücke, deren Texte sich um typische „Nachtthemen“ wie Sehnsüchte, Grübeleien über Gott und die Welt oder die mitunter wehmütige Rückschau auf die viel zu schnell vergangenen Jahre drehen.

In den besten Momenten erinnert das an große Melancholiker wie Scott Matthew, Ásgeir oder Patrick Watson, nur eben mit einem Wiener Akzent. Im rührenden „Auf der Veranda“ schaut sogar einmal der alte Tom Waits vorbei, der beim besungenen „Ingwer-Zitronen-Tee, verdunkelt mit Honig und Rum“ jedoch vermutlich sowohl auf den Tee als auch auf den Honig verzichtet hätte.

Eine Handvoll der „Nachtlieder“ ist auf dem Album zudem in einer zweiten Version mit Martin Kleins neu zusammengestellter Band enthalten. Mit etwas mehr Schmiss haben die Songs zwar auch viel Charme, den intimen, schummrigen Charakter der Platte transportieren die minimalistischen Solo-Versionen allerdings doch etwas besser.

12.11.2020 (AT) Wien – Chelsea
13.11.2020 (AT) Thalgau – Kulturkraftwerk
14.11.2020 (AT) Breitenwang – Kulturforum

VÖ: 11. September 2020 via Medienmanufaktur Wien