Text: Tim Brügmann, 20. Juli 2018

Designerin, am Theater unterwegs, gerne auch mal am Illustrieren und jetzt eben auch am Musizieren, das ist Mattiel Brown. Auf ihrem Debüt, schlicht „Mattiel“ betitelt, beschert uns die Dame aus dem Bundesstaat Georgia zwölf Lo-Fi-Kleinode, die alte wie neue Helden heraufbeschwören. Ein wenig Jack White hier, ein bisschen Dolly Parton da und fertig ist das Bubblegum- und Milkshake triefende Erstwerk mit den sympathisch verbogenen Bonanza-Rad-Felgen.

In rund 40 Minuten spielt sich der Wildfang, der sich aufgrund von Hautproblemen eine ganze Weile in der eigenen Stube einschloss, sichtlich und hörbar genesen durch allerlei Lexika-Einträge der amerikanischen Rock- und Popgeschichte. In allen vier Ecken soll Retro drin stecken und so hangeln wir uns von schnieken Stampfern wie „Whites Of Their Eyes“ über den kleinen Tearjerker „Send It On Over“ bis hin zum stillen Hit der Platte „Bye Bye“. Am Ende entlässt uns „Ready To Think“ jedoch ein wenig unaufgeregt und fast etwas unbefriedigt. Denn dort wo eine Courtney Barnett seit spätestens 2015 unsere Herzen im Sturm erobert, hinterlässt „Mattiel“ zwar ein schönes Badewasser aus allem, was wir eigentlich mögen. Doch der anfänglich wunderbar prickelnde Schaum im Bad aus Nostalgie, gesunder Rotzigkeit und sympathischem Songwriting fällt dann doch etwas zu schnell in sich zusammen.

Die Phaser auf Retro gestellt, aber nicht so ganz auf Kill. Um Mattiel Brown aus Atlanta den großen Durchbruch zu bescheren, bedarf es vielleicht noch ein wenig mehr, nichtsdestotrotz erinnert ihr Debüt stellenweise an schönste Black Keys Passagen und lässt ein wenig Nostalgie an alte Jackass-Folgen aufkommen. Den besten Soundtrack dafür liefert sie allemal und nach rund einer Woche seit Release, gibt man ihr allzu gern immer wieder eine Chance. Um eine Stange Live-Dates wären wir jedenfalls nicht traurig.

VÖ: 13. Juli 2018 via Heavenly Recordings