Text: Oliver Schröder, 05. März 2019

Wenn Damo Suzuki auf der Packung steht, ist Legende drin: 1970 fanden ihn Holger Czukay und Jaki Liebezeit auf der Münchner Leopoldstraße als Straßenmusiker und traten bereits wenige Stunden später mit ihm auf. Er addierte der ohnehin schon explosiven Musik von Can ein zusätzliches chaotisches Moment, deren kreative Energie 1972 auf dem Album „Tago Mago“ ihren Höhepunkt erreichte. Nach seinem abrupten Ausstieg klaffte eine Performance-Lücke, die nicht so schnell geschlossen werden konnte.

In den ersten Sekunden der vorliegenden EP scheint die Sache dann auch gleich klar zu sein: Es muss sich um ein verschollenes Can-Bootleg handeln! Der singende Derwisch hat mit Minami Deutsch allerdings Vertreter einer ganz neuen Generation von Krautrockmusik im Rücken. Die Tokioter blicken wissend in die Vergangenheit und erzeugen ihre eigene Variante von Rausch, indem sie sich etwas breitbeiniger im verzerrten Psychedelic Rock positionieren. Nichtsdestotrotz beinhaltet „Live at Roadburn“ viele Elemente, die auch die Musik der Kölner Pioniere prägte.

Drei lange, improvisierte Stücke zwischen berstender Spannung und hypnotischer Wiederholung bieten den Soundtrack für Suzukis murmelndes bis kreischendes Selbstgespräch. Musikalische Aufbruchsstimmung kommt hier natürlich kaum auf. Eher handelt es sich um einen Mitschnitt, der zwar wirkt wie ein historisches Dokument, aber seltsamer Weise erst ein paar Monate alt ist.

VÖ: 01. März 2019 via Fuzz Club Records