Text: Julian Neckermann, 16. April 2018

Ich bin ja immer noch fest davon überzeugt, dass es sich bei Molly um Außerirdische handelt oder zumindest um Zeitreisende, die sich der Technologie derer bedienen und mit ihnen in Kontakt stehen und mit ihrem Wissen das Wesen des Kosmos transzendiert haben; oder aber sie haben – das wäre die einfachste, wenn auch unspektakulärste (und zugegebenermaßen naheliegendste) Erklärung – Zugang zu psychoaktiven Substanzen. Anders kann man sich die sphärische Schönheit ihrer kürzlich besprochenen EP „Glimpse“ nicht erklären. Und anders kann man sich auch das nun neu erschienene Video zu „No Soul Will Remember“ nicht erklären, das die Wartezeit auf das im November erscheinende Debüt-Album verkürzen soll. Teil dieses Albums soll diese Single jedoch nicht werden.

Diffus beginnt es, man meint aufsteigenden Qualm zu sehen, aber es klärt sich, wird schärfer gestellt und man wird sich bewusst, dass hier mit starken Blur-Effekt und farblich verfremdeten Bildern gearbeitet wurde, und man vielmehr Licht durch Zweige hat fallen sehen. Die Kamera driftet scheinbar orientierungslos durch eine kalte, leb- und farblose Ruine, bleibt bei abbröckelnden Verputz und Efeuranken hängen. Und dann knien da plötzlich zwei Gestalten, die ihre Gesichter hinter Schweißermasken verbergen. Und obwohl man keine Augen ausmachen kann, kommt man sich stets direkt angeblickt vor.

Die Musik ist Molly-typisch entrückt-traumwandlerisch, eine Mischung aus Dreampop, Shoegaze, irgendwie Sigur Rós und Mogwai und was anderes. Langsam beginnt man wieder abzudriften in diese melancholische, schläfrige Stimmung, bis ein eruptiver Ausbruch uns wieder wachrüttelt. Visuell untermalt wird das mit dem gleißenden aufleuchten des Orionnebels – halt, halt, stop! Da wird nur Lichtbogenschweißen gefilmt… aber die Assoziation ist da. Und dann steht da dieses Gebilde, vermutlich eine Antenne, mit der sie mit ihren außerirdischen Lehrmeistern kommunizieren. Dazu passen auch die etwas kryptischen Lyrics und auch der Songtitel. Vermutlich wird darin die absolute Auflösung ins Nichts besungen. Mollys Musik ist Musik für die Seele, den Geist; der Körper verfällt. Es ist völlig egal wenn ’no body‘ sich nicht erinnern wird. Erst wenn ’no soul‘ sich nicht erinnert, ist wirklich nichts mehr übrig.

19.04.2018 (AT) Innsbruck – Die Bäckerei
26.04.2018 (AT) Wien – DasBACH
10.11.2018 (AT) Wien – Flex
08.11.2018 (AT) Salzburg – Rockhouse