Text: Stefan Killer, 27. März 2018

Dass retro nicht immer gleich altbacken heißt, beweist das Kölner Trio Mouth auf seinem neuen Album erneut mit Bravour. Schon mit dem Vorgänger von „Floating“ hat die Band eine stringente Platte voller Prog-Referenzen produziert. Werk Nummer drei ist nun die konsequente Fortsetzung – oder (selbst)ironische Abgrenzung – zu dem eher ernsten 2017er-Album „Vortex“.

Um die beiden Platten zweifelsfrei zu verbinden, beginnt „Floating“ mit einer Zweitverwertung, nämlich dem Hidden Track von „Vortex“. Daher betitelte Mouth das titelstiftende Instrumental-Intro zu „Floating“ wahrscheinlich auch mit dem Zusatz „(Reprise)“. Sitarspielend und la-la-lallend grooven sich Christian Koller (Gesang, Gitarre, Keyboards), Gerald Kirsch (Bass) und Nick Mavridis (Schlagzeug, Backing Vocals, Keyboards) in bester Seventies-Manier zu verkifften Harmonien gediegen ein.

Danach findet schon der Bruch statt: Mit dem zweiten Stück widmet die Band dem wohl bekanntesten wahnsinnigen Herrscher – nein, der platinblonde Proll jenseits des Atlantiks ist nicht gemeint – eine Hymne. Auf „Floating“ heißt er „Madbeth“ und vereint kratzige Crossover-Elemente mit eingängigen Melodien. Die Vokalstücke handeln nach Angaben der Band eben genau davon. Also, von verrückten Machthabern.

Instrumental geht es auf „Floating“ meist krautig zu, manchmal ziehen sich Stücke dadurch auch ein bisschen. Die wohl bewusst positiv infantilen Arrangements und der Diskogroove der meisten Stücke reißen den Hörer aber schnell wieder mit. So bildet jedes der acht Stücke auf „Floating“ eine Art Gegenstück zur Schwere von „Vortex“. Mouth versprüht auf seinem neuen Album das Gefühl musikalischer Freiheit – und dass Hippies doch noch einen zweiten Frühling erleben. Grenzen? Weg! Prolls? Raus! Winter ade.

VÖ: 23. März 2018 via Tonzonen Records