Text: Nils Hartung, 12. März 2018

Mit der dritten Veröffentlichung von Nap Eyes könnten wir uns dazu hinreißen lassen den neusten Release des kanadischen Quartetts als letztes Puzzleteil einer Slacker-Triologie verstehen zu wollen. Doch mit den ersten Gitarrenschlägen von „Every Time The Feeling“ verflüchtigt sich jede plumpe Bedeutungsheischerei so sanft wie Luft aus einem porös gewordenen Luftballon. Damit wären wir dann auch schon beim musikalischen Kern, der Nap Eyes auszeichnet. Kein Sound-Schnickschnack, sondern klare Worte. „Oh I can’t tell what’s worse: The meaninglessness or the negative meaning“, offenbart Sänger Nigel Chapman dem Hörer. Dabei wird seine Stimme von der heiligen Dreifaltigkeit aus Gitarre, Schlagzeug und Bass unprätentiös in Richtung Selbstauslöschung getragen. Unweigerlich denkt man beim Folkwalzer „Follow Me Down“ an die Understatement-Attitüde der frühen Belle and Sebastian. „White Disciple“ hätte auch im Balladenkatalog von Pavement eine Heimat finden können.

Wer auf „I’m Bad Now“ das Böse sucht, wird aufs erste Hören mit konsequenter Zurückhaltung erschlagen. Fast schüchtern trägt Chapman seine Songs über Scheitern und tiefe Resignation an den Hörer heran. Zu schnell zur Seite legen sollte man „I’m Bad Now“ aber auf keinen Fall (!!!). Mehrmalige Hördurchgänge fördern Glanzlichter wie „Boats Appear“ oder „Sage“ zutage und verschaffen den Texten die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

02/05/2018 Berlin – Monarch
03/05/2018 Hamburg – Hafenklang
05/05/2018 Köln – King Georg

VÖ: 09. März 2018 via Jagjaguwar