Text: Stefan Killer, 05. Februar 2020

Die Intro-Takte der neuen Nelson Can klingen, als ticke die künstlerische Uhr der Band unaufhörlich. „I see great potential“ haucht Selina Gin einem dann ins Ohr. So weit, so gut. Wäre da nur nicht diese subtile Untergangsstimmung.

Vergleiche mit den verrückt fröhlichen Vorgängerwerken sind kaum möglich, so düster wirken die wohl letzten zwei Hände voll Songs von Nelson Can. Im Zuge der Promo für „So Long Desire“ und ihres größten Headliner-Konzerts in der Heimat Dänemark hat die Band unverhofft ihr Ende angekündigt. Wieso? Das erklärt die Band ausführlich in einem Facebook-Beitrag.

The beginning of this decade marked an ending to an era. Nelson Can is coming to an end. First of all; Thank you!

Up-Momente wie die gepfiffene Melodie in „Madness“ und die Balladenanmut von „Yeah, I Didn’t Think So“ stechen heraus, schwere Synthiepop-Flächen überwiegen aber auf „So Long Desire“. Die Postpunk-Attitüde haben sich Sängerin Selina Gin, Bassistin Signe SigneSigne und Schlagzeugerin Maria Juntunen trotzdem nicht nehmen lassen. Genauso wenig den Drang auf die Tanzfläche, wie etwa „Limelight“ und „I Wanna Be With You“ eindrucksvoll beweisen.

Was diese Band aber wirklich zu etwas Besonderem macht, ist ihr kompromissloser DIY-Ansatz. Es ging von Beginn an – also seit Anfang der 2010er – darum, drei ebenso starke wie unterschiedliche Frauenstimmen zu einem schnörkellos minimalen Gesamtkunstwerk zusammenzufügen. Und das ist ihnen mit „So Long Desire“ wieder gelungen. Ohne Schnickschnack, dafür mit großartigem Können und Mut zur großen Geste macht die Band ein letztes Mal klar, wieso Nelson Can als Blaupause für eine neue, eine feministische Wave-Schule in die jüngere Musikgeschichte eingehen wird. Thank you, Nelson Can, for breaking down my walls.

VÖ: 31. Januar 2020 via Alcopop! Records