Text: Christoph Walter, 02. Juli 2019

Klobige Turnschuhe, seltsam geschnittene Jeans: Modebewusste junge Menschen sehen heute erschreckend oft aus wie mittelalte Familienväter aus amerikanischen Vororten. Und bei der Kleidung ist noch lange nicht Schluss, denn auf „Can You Really Find Me“, den aktuellen Langspieler von Night Moves, dürften sich die Hipster und die US-Papas, die es gerne „rockig“ (man war ja auch mal jung), aber dann doch bitte nicht allzu laut (was sollen die Nachbarn denken) mögen, durchaus einigen können.

Auf ein in der Gitarrenmusik verortetes Grundgerüst schichtet die Band aus Minneapolis auf ihrem inzwischen dritten Album geschickt Synthesizer-Flächen, eingängige Harmonien und griffige Refrains und fixiert das Ganze dann mit einer ordentlichen Schicht Softrock-Papp. Klingt fies, hört sich in der Summe aber sympathisch, leichtgängig und, gemessen an der vor allem für ihre langen, kalten Winter bekannten Heimat von Night Moves, erstaunlich sommerlich an. So schnell sich die Songs allerdings in den Gehörgang schleichen, so schnell sind sie auch wieder verschwunden. Einzig das leicht countryfizierte „Keep Me In Mind“ und die im gedrosselten Tempo daherkommende Ballade „Angelina“ bleiben noch etwas länger hängen.

Zum zeitlosen Klassiker taugt „Can You Really Find Me“ demnach wohl eher nicht, was aber letztlich auch kein großes Problem ist. Irgendwann haben die Vorort-Väter ihre Stonewashed Jeans und ihren Softrock wieder für sich allein und die Coolen wenden sich anderen Dingen zu. Bis es soweit ist, macht „Can You Really Find Me“ aber viel Spaß.

26.10.2019 Köln – Subway
28.10.2019 Berlin – Maze

VÖ: 28. Juni 2019 via Domino Records