Text: Nico Beinke, 12. Februar 2020

„Remipedes“ von Nossiennes ist ein gutes Beispiel für Noise in dem Sinne, dass es sich hierbei erstmal nur um Soundscapes handelt, die vielleicht (vielleicht auch nicht) noch zu einem Song werden. Musik im allgemeinen Verständnis, bleibt ohne klassischen Aufbau, ohne Spannungsbogen/Klimax etc. schnell nicht viel mehr als Geräusch, was wiederum – wenn der Hörer sich darauf einzulassen versteht – zu so viel mehr Spannung führen kann, einfach da es nicht durch Erfahrungswerte voraussehbar wird.

„Remipedes“ steht an zweiter Stelle der „Vivere“-3 Track EP, unterbricht also die „eigentlichen“ Songs, wird damit zum Outro für „Vivere“ zuvor und gleichzeitig zum Intro zum abschließenden „Microcosm“, funktioniert aber trotzdem ebenfalls bestens für sich allein. Vielleicht schenken wir gelegentlich der Anordnung der Tracks auf einem Album (oder einer EP) zu wenig Aufmerksamkeit, dabei hängt soviel davon ab, wie die akustische „Reise“ für den Zuhörer verlaufen wird.

Nossiennes aus Bristol sind allerdings nicht unbedingt interessiert daran bereits ausgelatschte Dream Pop-Pfade zu beschreiten, vielmehr sind sie beim etwas ausladenden Wall of Sound/Shoegaze-Entwurf gelandet, der sich nicht beeilen mag. Nicht neu, nicht frisch, aber holt sein Klientel sofort ab. Der etwas aufdringliche Bass in „Vivere“ wird schnell verziehen, wenn die unvermeidlichen My Bloody Valentine-„Sirenen“-Gitarrenläufe auf fies fiepsenden Feedback-Lärm treffen. Für Fans von Ride, MBV und Film School besonders zu empfehlen, allerdings wirklich kein Shoegaze-Einsteigermodell.

VÖ: 18. Januar 2020 via Shore Dive Records