Text: Jan Sturm, 10. April 2018

Der preisgekrönte Überflieger der neo-klassischen Musikszene kann ein weiteres mal mit einer Komposition überzeugen, deren Entstehung und Aufführung einzigartig sein dürfte. Ólafur Arnalds findet immer einen Weg, seine Veröffentlichungen in Themen einzupacken, die uns fesseln und die den bewegenden Stücken einen passenden und einzigartigen Rahmen geben. Das gilt für die Alben unter eigenem Namen zu „Island Songs“ oder „Living Room Songs“, den Soundtracks zur Krimi Serie „Broadchurch“ oder den Kooperationen mit Nils Frahm „Trance Frendz“ oder Alice Sarah Ott „The Chopin Project“. Als Teil des Techno-Projekts Kiasmos ist er dem Festival Publikum ein Begriff und Musiker kennen seine persönlichen Sample Kollektionen aus der britischen Spitfire Audio Serie. Letzteres spielt eine durchaus wichtige Rolle im Schaffensprozess des Komponisten und Produzenten. Er lässt sich gern in die Karten seiner Arbeitsweise gucken, um dann gezwungen zu sein, sich von alten und mittlerweile vielzitierten musikalischen Themen und Sounds zu trennen, um offen und auch gefordert für Neues zu sein.

Und eine neue Richtung der Produktion schlägt er mit dem jetzt veröffentlichten Stück „re:member“ ein, für welches Ólafur eine von Halldór Eldjárn und ihm selbst programmierte Audio-Software Namens Stratus einsetzt. Diese verändert den bisherigen kreativen Schaffensprozess ganz maßgeblich. Das am Pianoday (Ende März) uraufgeführte Software-System für mehrere Klaviere fungiert dabei als Klangerzeuger, der auf die Noten des menschlichen Triggers reagiert und mit einer generativen Klavier-Sequenz antwortet. Dabei spielt es dem Menschen oft unerwartete und technisch unorthodoxe Patterns zurück, auf die dieser dann wieder reagiert und ein Ping-Pong Spiel der Systeme auslöst – Musikschreiben und Improvisieren völlig neu gedacht.

Was nach vorprogrammiertem Chaos klingt, bleibt bei „re:member“ in seiner jazzigen Improviation jedoch im Olafur-Chordspektrum; immer harmonisch, melodisch und vielen Emotionen. Texturenlastige Streicher und Synths verlassen ihre Wohlfühlzone nie und werden durch elektronische Bngrboy-Beats, zu einem fulminanten Finale getragen. Wow!

Im Herbst kann man Ólafur Arnalds & seine Stratus-Pianos auf ein paar deutschen Bühnen treffen. Die Performances versprechen auf jeden Fall einmalig zu werden.

17.05.2018 Berlin – Sendesaal (ausverkauft)
05.10.2018 Hamburg – Elbphilharmonie (ausverkauft)
07.10.2018 Wiesbaden – Kurhaus
08.10.2018 Ludwigsburg – Forum
10.10.2018 Leipzig – Gewandhaus
11.10.2018 Berlin – Tempodrom

VÖ: 06. April 2018 via Mercury KX