Text: Tim Brügmann, 21. Juni 2019

Weißer Lattenzaun und Apfelkuchen. Das, was für viele das Sinnbild des Amerikas der Badlands ist, ist es schon lange nicht mehr. Einer, der uns nun die Augen öffnen will, ist ein mysteriöser Outlaw mit Namen Orville Peck. Seine Waffe? Die wohl klischeebeladenste Musik des großen Kontinents: Country.

Seine Idole sah der junge Peck, der nebst flamboyantem Cowboy-Outfit stets mit Latexmaske und langem Quastenvorhang vor der Mundpartie auftritt, nie bei Johnny Cash oder anderen Männer-Archetypen. Vielmehr waren es die schrillen Saloon-Ladies wie Dolly Parton, denen er sein Ohr lieh und für die er eine Faszination entwickelte. Diese Faszination, nach dem anderen, aber nicht minder sehnsüchtigen Wilden Westen zwischen Verrat, Liebe, Abenteuer und Verlust ist es, die er auf seinem Debütalbum „Pony“ in zwölf Oden an ein angestaubtes Genre gießt. Diesem unterzieht er nicht nur äußerlich eine Verjüngungskur.

Dabei singt Peck begnadet wie Chris Isaac und hin und wieder sündig-traurig wie Lana Del Rey von großen Gefühlen und seiner Homosexualität, die ihm in kürzester Zeit zum Vorreiter einer ganzen Country-Queer-Bewegung gemacht hat. Aufregend, melodiös, poppig und doch mit Anspruch squaredanced, jodled und crooned sich der bunte Bandit durch seine jetzt schon kultigen Musikvideos (sein aktuellstes gibt es hier zu begutachten), verzeichnet ausverkaufte Shows que(e)r durch die Staaten und hat sein eigenes kleines Festival in Planung.

Nachdem sich Orville Peck an zwei Abenden in Los Angeles ein erstes kleines Denkmal in Form eines zweitägigen Rodeos gesetzt hat, folgt der nächste Meilenstein: die erste Headline-Tour durch Europa. Sowohl in Hamburg, als auch in Berlin und München wird der exzentrische Masken-Mann sein Lasso auswerfen. Howdy, Partner!

08.11.2019 Hamburg – Nochtwache
09.11.2019 Berlin – Maze
10.11.2019 München – Folks! Club
12.11.2019 (CH) Zürich – Rote Fabrik

VÖ: 22. März 2019 via Sub Pop Records