Text: Christoph Walter, 29. Mai 2020

Ohne viel Aufhebens hat Owen Pallett mit „Island“ sein erstes Solo-Album seit dem 2014 erschienenen „In Conflict“ veröffentlicht. Dazu passt, dass der Kanadier die neuen Stücke zu Hause auf der Akustikgitarre geschrieben hat, ohne sich allzu viele Gedanken über die Wirkung der Songs auf der Bühne zu machen. Ganz entgegengesetzt zu dieser fast spartanischen Herangehensweise steht dann aber der Umstand, dass die fertig überarbeiteten Stücke schließlich mit dem London Contemporary Orchestra live in den legendären Abbey Road Studios aufgenommen wurden. Dank dieser beiden Pole schafft „Island“ den sehr reizvollen Spagat zwischen Intimität und orchstraler Opulenz.

Mit einem ersten Instrumental, bei dem man stellenweise gar nicht so sicher ist, ob es überhaupt noch läuft, und dem ein wenig an die gitarrenlastigeren Songs von Sufjan Stevens erinnernden „Transformer“ beginnt die Platte noch sehr zurückhaltend, ehe es im großartigen „Paragon of Order“ deutlich dunkler und bedrohlicher wird. Einen gelungenen Kontrast setzt da der melodieverliebte Refrain mit seiner Ohrwurmqualität. Auch später wechseln sich große Dramatik und ruhige Momente munter ab. „The Sound of the Engines“ ist ein kleines, mehrteiliges Musical, „Perseverance of Saints“ verfängt mit einer wunderbaren Pianomelodie und das atmosphärisch dichte „A Bloody Morning“ gefällt mit satten Streichern.

Natürlich hat auch der von anderen Werken Owen Palletts hinlänglich bekannte Lewis wieder seinen Auftritt. Nach „Lewis Takes Action“ und „Lewis Takes Off His Shirt“ heißt es diesmal „Lewis Gets F****d Into Space“, gefolgt von einem weiteren, nahtlos in den vorherigen Song übergehenden Instrumental mit feierlichen Bläsern. Fast aus dem Nichts ein echtes Kleinod von einem Album!

VÖ: 22. Mai 2020 via Domino Records