Text: Stefan Killer, 20. Juni 2017

Die eine Gitarre frickelt links, gleich danach die andere rechts. Nochmal. Jetzt ein zuckender Groove aus Schlagzeug und Bass. Kurze Pause. Dann hat es der Hörer geschafft: Er befindet sich nun mitten im genauso bunten wie treibenden Klangkosmos der neuen EP von Palm.

„Shadow Expert“ heißt das Werk der vier Math-Rocker aus Philadelphia. Es ist der Nachfolger ihres Debütalbums „Trading Basics“ aus dem Jahr 2015 – 17 Minuten sich immer wieder versöhnendes Instrumental-Gesang-Geplänkel in sechs Akten. Der Hörer stolpert in den ersten, ehe er sich von Eve Alperts und Kasra Kurts harmonischem Gesang durch die kantigen Staccato-Orgien und über viele tonale Stufen zur Tanzfläche führen lässt.

Doch jedes Mal, wenn er sich an die Rhythmen und Klänge der tanzbaren Publikumsmagnete des Genres erinnert fühlt, fehlt wieder die alles entscheidende Geste, um das Publikum zufrieden zu stellen. So lässt die Band einem kaum Platz zum Schwelgen und Luftholen. Selbst vermeintlich ruhigere Stücke wie der Titelsong versprühen einen Hang zur Dramatik.

Etliche krumme Zirkustakte und sechs Akte später, macht sich trotzdem eine seltsame Art Zufriedenheit breit. Vermutlich tragen auch ein paar der Gitarreneffekte dazu bei. Sie erinnern eher an alte Nintendo-Spiele und deren knallig-bunte Fantasiewelten als alternative Rockmusik. Am Ende bleibt einem nichts, als von seiner rosafarbenen, langsam verblassenden Plüschwolke auf die kantigen Steine und Stufen der realen Welt zu blicken und sich wie in „Two Toes“ einzureden: „Someday this will all make sense“. Denn genau so fühlt sich dieses 17-minütige rauschähnliche Theater zwischen harmonisch-leichtfüßigem Spaziergesang und instrumentalem Kopf-an-Kopf-Rennen an. Die einzige Frage, die bleibt: Während welchem Akt hat eigentlich dieser latente Kopfschmerz angefangen?

22/09/2017 Hamburg – Reeperbahn Festival (Grüner Jäger)
23/09/2017 Berlin – Internet Explorer

VÖ: 16. Juni 2017 via Carpark Records