Text: Michael Smosarski, 17. Mai 2016

Viel wurde in den wenigen Tagen seit der überraschenden Veröffentlichung schon geschrieben über „A Moon Shaped Pool“. Vor allem von einer Rückkehr zum Pop war häufig die Rede. Das muss man klar relativieren. Was stimmt: „Hail to the Thief“ ist wohl die deutlichste Assoziation, wenn man nach Bezügen im Band-Kosmos sucht. Das neue Werk klingt oft so, als schaue die Band durch einen nostalgischen Nebel zurück auf dieses poppigste aller Radiohead-Alben. Vielleicht ist dieses Moment der Rückschau auch dem Ende der 23-jährigen Beziehung zwischen Thom Yorke und Rachel Owens geschuldet; Zeilen wie „Broken hearts/ Make it rain“ kann man praktisch nur vor diesem Hintergrund einordnen. Insofern scheint es auch konsequent, dass Akustikgitarre und Klavier die Hauptinstrumente darstellen, zwei klassische Stilmittel des erzählenden Pop/Rocksongs. Passend dazu klingt Yorkes Stimme nah wie nie, auf Hall wird an vielen Stellen fast völlig verzichtet – der Sänger flüstert dem Hörer seine traurigen Worte förmlich ins Ohr. Andererseits bleiben die abstrakten Klangkaskaden und trockenen E-Beats das rhythmische Fundament. Popmelodien zum Mitsummen findet man auch nur sporadisch, die Melodieführungen sind oft elaboriert, kunstvoll, die Songstrukturen elegisch und fließend, stellenweise auch psychedelisch.

Wie bei jedem Radiohead-Album ist es auch eine Woche nach dem ersten Hören kaum möglich, Bilanz zu ziehen – zu sehr verschieben sich die Eindrücke, wachsen Songs bei jedem Durchgang. Was man klar hervorheben kann: Das wunderschöne, entrückte Pianomotiv von „Daydreaming“. Die orchestralen Regenschauer. Oder auch das fantastische (und eigentlich uralte) „True Love Waits“, auf dem Thom Yorke völlig schutzlos klingt. Das zugänglichste Radiohead-Album seit „In Rainbows“ ist „A Moon Shaped Pool“ zusammenfassend gesagt ganz sicher – allerdings sollte man darauf vorbereitet sein, dass im Radiohead-Kosmos „Pop“ anno 2016 doch etwas anders klingt als noch 2003, zu „Hail to the Thief“-Zeiten.

20/05/2016 (NL) Amsterdam – Heineken Music Hall
21/05/2016 (NL) Amsterdam – Heineken Music Hall
23/05/2016 (FR) Paris – Le Zénith
24/05/2016 (FR) Paris – Le Zénith
26/05/2016 (UK) London – Roundhouse
27/05/2016 (UK) London – Roundhouse
28/05/2016 (UK) London – Roundhouse
01/06/2016 (FR) Lyon – Les Nuits Des Fourvieres
03/06/2016 (ES) Barcelona – Primavera Sound
17/06/2016 (IS) Reyjkavik – Secret Solstice
02/07/2016 (CH) St. Gallen – Openair St. Gallen
08/07/2016 (P) Lissabon – Nos Alive Festival
11/09/2016 Berlin – Lollapalooza Festival