Text: Felix Mossmeier, 12. Oktober 2020

Elektronische Musik ist auch abseits von Deep House nicht gleichbedeutend mit wummernden Bässen und hastenden Tracks. Teilweise dahingeflüsterte Zeilen auf ein Piano – das ist Rahm. Zumindest auf seiner Single „tree in a sidewalk“. Ein Song, den man einfach laufen lassen möchte. Weder zu aufdringlich noch so leise, dass man andauernd hinhören müsste und dabei dennoch in einer besonderen Art und Weise abwechslungsreich. Allen, die auf den Text achten, wird dabei zugleich die Auseinandersetzung mit einem Thema serviert, das aktueller und relevanter kaum sein könnte:

Ich geb zu, es ist einfach, die Welt zu hassen. Mir geht es die ganze Zeit so – ich seh, wie alles einfach 100% abgefuckt ist und heul Rotz und Wasser aus meinen kleinen privilegierten weißen Augen. Ich dachte lange, dass das der einzig rationale Weg wäre, zu existieren. Aber plot twist: Manchmal sieht man etwas wie eine mikrige kleine Ulme, die in irgendeiner leeren Partystadt Amerikas auf einem Parkplatz durch einen rostigen alten Gullideckel wächst und bemerkt, dass nicht alles komplett hoffnungslos ist. Stell dir das mal vor. […] Ich hab mich darüber mit einer für mich besonderen Person unterhalten, die das anders sah – dieses Lied handelt von dieser Unterhaltung.

Mit dem neuen Track (inkl. Bewegtbild) zeigt Rahm auch eine neue Seite von sich. 2017 präsentierte sich sein Album „I Forgive You and the Anvil“ noch deutlich experimenteller und war so auch schwerer zu genießende Kost. Dass der Mann aber mit Leib und Seele Künstler ist, beweist seine Homepage. Hier gibt es einiges zu entdecken und auch selbst zu gestalten.

VÖ: 09. Oktober 2020 via Made