Text: Nico Beinke, 14. August 2020

Die aus Brisbane stammende Jade Tyers veröffentlicht auf Shore Dive Records eine 5-Track-Ep voller atemberaubender, kleiner Glanztaten, die den ganz großen Indie-Entwurf nicht nur wagen, ihn sogar scheinbar fast mühelos erscheinen lassen. „Early Morning Abstract“ von Relay Tapes enthält Songs, die zwischen 2018 und 2019 entstanden sind und es bisher nicht auf einen regulären Release geschafft haben.

„Theme 42“ eröffnet mit einem My Bloody Valentine-Gedächtnis-Tremolo, wie es während ihres Jahrhundertalbums „Loveless“ zuhauf vorkommt. Auch die verwaschenen Gitarren-Miniaturen, und der unter meterdicken Hall-Effekten gelagerte Gesang Jade Tyers‘, lassen den Querverweis zu Shoegaze aufploppen, ohne groß die grauen Zellen bemüht zu haben. „In The Ground“ an zweiter Stelle lässt zu der bereits erwähnten Shoegaze-Note noch an die Sorte Indie denken, wie ihn Deerhunter 2010 zu „Halcyon Digest“ abgeliefert haben.

Nicht nur Effekt auf Effekt, sondern ebenso brillantes Songwriting. Und damit ist eine bemerkenswert hohe Stufe erklommen, an wenigen Bands und Künstlern, die dieses Niveau überhaupt zu erreichen in der Lage sind. Spätestens ab „Planetarium“ schaltet sich noch eine Noise-Komponente hinzu und ergänzt das Œuvre um einen weiteren, annähernd perfekt klingenden, Geistesblitz. Wohl dem, der soviel Qualität für Jahre einfach auf Halde liegen hat und wohl uns, die wir jetzt partizipieren dürfen.

VÖ: 13. Juni 2020 via Shore Dive Records