Text: Christoph Walter, 08. Mai 2020

Düstere, verwunschene Mörderballaden, die einen schnurstracks in die Sümpfe Louisianas oder die Voodoo-Shops von New Orleans entführen, vorgetragen von einem entrückten Prediger und einer Erbin der Woodstock-Ikone Melanie. So in etwa hören sich die Songs auf „Not For The Gallery“, dem zweiten gemeinsamen Album von Rufus Coates und Jess Smith, an.

Bis nach New Orleans muss man aber gar nicht reisen, um die Spuren dieses großartig harmonierenden Dark Folk-Duos zu erkunden – ein Abstecher nach Berlin, wo die beiden Musiker mit irischen Wurzeln inzwischen beheimatet sind, reicht schon. Trotzdem wähnt man sich beim Hören der Platte unweigerlich in eine andere Zeit und an einen fremden Ort versetzt.

Mehr als eine begleitende Akustikgitarre, ein paar behutsam eingesetzte Tasteninstrumente und einen Gastauftritt von Wallis Bird (in „Christ’s Cross“) braucht es gar nicht, um „Not For The Gallery“ zu einem intensiven Hörerlebnis zu machen. Dreh- und Angelpunkt aller Songs der Platte ist zweifellos die Mixtur aus Rufus Coates eindrucksvollem Bariton und der wandlungsfähigen Stimme von Jess Smith, die von lieblich bis hysterisch die ganze Bandbreite abdeckt.

So zeitlos „Not For The Gallery“ insgesamt auch ausgefallen sein mag, passt das Album dennoch bestens in die Gegenwart. Das finstere „Modern Day Cathedral“, ein Abgesang auf unsere oberflächliche Konsumgesellschaft, dürfte zum Beispiel jetzt gerade noch aktueller und zutreffender sein als bei den Aufnahmen zur Platte.

VÖ: 08. Mai 2020 via The Famous Gold Watch Records