Text: Säm Wagner, 24. Mai 2019

Hach, man muss da natürlich zunächst zurückdenken an Zeiten von Sonic Youths „Dirty“, Guided by Voices „Alien Lanes“, „It’s a Shame About Ray“ von den Lemonheads, „Where You Been“ von Dinosaur Jr. und natürlich „Bakesale“ von Sebadoh. Mitte der Neunziger – die Hochzeit von Indie-Rock. Jetzt ein Vierteljahrhundert später sind die meisten dieser Bands noch (oder wieder) zusammen. Sie haben sich musikalisch kaum verändert oder sich dem Zeitgeist angepasst. So klingt ein Dinosaur Jr. Album auch heute kaum anders als ein Dinosaur Jr. Album von früher. Guided by Voices schreiben noch immer keine Songs, die länger als zweieinhalb Minuten dauern. Und Evan Dando muss noch nicht mal mehr neue Songs für seine (inzwischen personell komplett neu aufgestellten) Lemonheads schreiben. Ihm reichen ein paar Coversongs und ein Best-of-Programm auf der Liveclub-Bühne.

Und Sebadoh? Da wurde es in letzter Zeit dann doch etwas ruhiger, obwohl Lou Barlow doch einmal behauptete jährlich rund 200 Songs zu schreiben. Sechs Jahre ließ er mit Sebadoh nichts von sich hören. Barlow tobte sich seitdem bei Dinosaur Jr. aus, auf dessen Alben er ja auch immer wieder mal den einen oder anderen Song verwirklichen darf, und veröffentlichte „nur“ zwei Soloalben. Für seine Verhältnisse ist das nur ein mickriger Output.

Der Sebadoh-Kopf ist in der Zwischenzeit wieder nach Massachusetts gezogen, dorthin, wo er gemeinsam mit Jason Loewenstein und Bob D’Amico die Band gründete. Und dort läuft die Maschine nun wieder an. „Act Surprised“? Überrascht muss vom neuen Album niemand sein. Sebadoh klingen schrammelig und knarzig wie eh und je. Sie sind hellwach und haben auch wieder ihre eingängigen Popmomente. Alles beim Alten und keine Experimente? Jawohl. Und das ist bei Sebadoh ja eh gut. Indierock spielt sich heute nur noch in kleinen Liveclubs ab. Gut, dass die Protagonisten sich dadurch nicht beirren lassen. Sie machen weiter und weiter und weiter.

20.09.2019 Köln – Stadtgarten
21.09.2019 Hamburg – Reeperbahn Festival
22.09.2019 Berlin – Musik & Frieden

VÖ: 24. Mai 2019 via Fire Records