Text: Oliver Schröder, 14. April 2020

Dass Musik Menschen verbindet, ist im Jahr 2020 deutlicher denn je spürbar. Auf den digitalen Kontakt reduziert, erscheinen Abstände nicht mehr so relevant. Bei Sei Still spielt räumliche Distanz sowieso kaum eine Rolle. Unter dem ungewöhnlichen Bandnamen verbeugen sich die Mexikaner Lucas Martin, Mateo Sanchez, Andres Lupone, Sebastian Rojas und Jeronimo Martin vor dem urtümlichen Sound der BRD. Damit ist (gottseidank) weder Schlager noch Blasmusik gemeint, sondern der andere heiße Exportschlager der Siebziger Jahre: Lange, repetitive Instrumentalstücke mit wenig Variation im Rhythmus und viel Lust am Experiment.

Die Band nennt unterschiedliche Einflüsse, die sie zu ihren Stücken inspirierten: Filme wie Tarkovskys ästhetisches Psy-Fi-Meisterwerk „Stalker“, das Gefühl des Unterwegsseins aus „Easy Rider“ oder obskure, spanische Postpunk-Bands aus den Achtziger Jahren. Vorrangig klingen die sechs Stücke aber vor allem nach dem, was Klaus Dinger und Michael Rother auf ihren ersten drei Alben als Neu! veröffentlichten. Ab und an durchziehen kräftige neopsychedelische Stränge aus hypnotischen Drones und feinere aus Indierock-Melodien das effektvoll wabernde Setting und machen „Sei Still“ zu einem angenehm dahinfließenden Beitrag zum Thema Krautrock: so völkerverständigend wie unterhaltsam. Beides Eigenschaften, die zurzeit dringend gebraucht werden.

VÖ: 10. April 2020 via Fuzz Club