Text: Tim Brügmann, 14. September 2020

Oh was waren das für Zeiten, als die fünf Post-Punk-Heroen von Shame ihr Album „Songs of Praise“ unters Volk brachten und tatsächlich nichts anderes als Lobeshymnen ernteten. Das ist schon verdammt lange her, oder? Weit gefehlt, was sich auch heute noch anhört, wie ein Album aus einer anderen Zeit, ist immer noch das Werk von jungen Knilchen, die 2018 in Windeseile den Genre-Olymp erklommen haben. Tour um Tour, einmal um die ganze Welt. Wofür andere Bands ein ganzes Musikerleben brauchen, das wurde Shame aus South London nur so um die Ohren gepfeffert. Zwei Jahre später meldet sich das Quartett um Sänger Charlie Steen mit der Single „Alphabet“ nun endlich zurück.

Mit „Alphabet“ beten uns Shame keine 26 Buchstaben runter, sondern geben nun endlich eine Antwort auf die Frage, wie wohl ihr zweites Album klingen mag. Selbst war sich die Band ja nicht so sicher. Wohl aber waren sie sich bewusst, dass es irgendwann ans Erwachsenwerden gehen muss. Ob ihr rotziger Post-Punk da noch den Test der Zeit bestehen wird? Tatsache! Neben IDLES, Fontaines DC und The Murder Capital gehören Shame zur schillernden Speer-Spitze einer fulminanten Genre-Renaissance. Und so steht auch „Alphabet“ dem Sturm und Drang von „Songs of Praise“ in nichts nach. In unter 3 Minuten auf den Punkt, so das Motto. Ihr bis dato unbetiteltes Nachfolge-Album wurde schon im Januar fertiggestellt. Für den Produzenten-Stuhl schließlich auch niemand geringeres als James Ford engagiert, der schon den Arctic Monkeys, Peaches oder Florence and the Machine den Feinschliff verpasste.

Energisch, lodernd, rastlos – Shame sind dieser Auskopplung nach ihrem Stil treu geblieben. Und auch wenn sich das Video zu „Alphabet“ dem Thema Hypnagogie und der Art und Weise, wie einem Träume einen Streich spielen können, widmet, so dürfen wir froh sein, dass ein zweites Album von Shame gewiss ist. Jetzt heißt es nur noch abwarten!

VÖ: 10. September 2020 via Dead Oceans