Text: Stefan Killer, 22. Mai 2018

Wie ein eleganter Spagat zwischen analogem Krautrock und digitalen Diskostandards klingt das Debüt der Neulinge von Sherpa The Tiger. Das Quartett stammt aus der Ukraine, was wohl erklärt, warum es sich auf „Great Vowel Shift“ an den Synthiklängen aus der Zeit seiner Sowjetväter orientiert. Doch nicht nur die osteuropäische Szene und die mitreißenden Grooves aus den Sechziger- und Siebzigerjahren prägen den eigenwilligen Sound der Platte.

Das ursprüngliche Heimstudioprojekt nutzt auf „Great Vowel Shift“ auch instrumentale Schätze aus dem Fundus des Folgejahrzehnts. Für die Synthinarrischen: Es handelt sich um einen Elektronika EM-25 sowie ein Vermona Formation 2. Den Rest besorgen oft eine funkige Gitarre sowie Schlagzeug und Bass. Die Rhythmussektion gibt klar den Ton an. Kopfnicken reicht bei diesen Basslinien kaum aus, der Körper überlässt seine Bewegungen dem Autopilot und gleitet auf die unausweichliche Tanzfläche.

Vielleicht, weil Sherpa The Tiger nach eigenen Angaben die fünf Arrangements auf „Great Vowel Shift“ improvisiert hat. Vielleicht aufgrund der atmosphärischen Livesamples. Jedenfalls beweist die Band einerseits, dass ein Debüt auch ohne instrumentalverhüllende Gesangsmelodien so griffig und ausgereift klingen kann, dass es sogar altgediente Genregrößen in den Schatten stellt. Andererseits rücken die vier Postsowjets Krautrock in das Rampenlicht elektronisch geprägter Tanzmusik.

VÖ: 18. Mai 2018 via Fuzz Club Records