Text: Julian Neckermann, 08. November 2017

Ich habe es bei der letzten Besprechung von The Lumes EP „Envy“ schon festgestellt: Es gibt Platten eines lange bespielten Genres, die einen doch noch aufhorchen lassen – und auf der anderen Seite, gibt es Alben, die das nicht zustande bringen. Wie „Envy“ (so verschieden die beiden Bands auch klingen) reiht sich Shipwrecks selbstbetiteltes, instrumentales Debüt in die lange „Post-Tradition“ ein und erweist sich als tadellos ausgeführt und produziert – die Band hat sich die Mühe gemacht an verschiedenen Orten Deutschlands zum Teil mit Vintage Equipment aufzunehmen.

Als Resultat bekommen wir ein selten so ins Zentrum des Mixes gerücktes, organisch klingendes Schlagzeug zu hören, das sich somit richtig schön Raum verschafft. Der Bass brummt recht zurückhaltend zu den Klangkaskaden, die die scheppernden Becken in Verbund mit den zwei Gitarren erzeugen. Ganz post-rock-klassisch gehen so ruhige, leise Momente den eruptiven voran. Und da liegt auch das große Problem des Scheibchens: Das was das ohnehin sehr reduzierte Bandgefüge aus Schlagzeug, Gitarren und Bass im Zusammenspiel kreiert mutet einfach zu generisch an – wie ein Musterbeispiel, an dem man exemplarisch aufzeigen kann, was es braucht, um ein Post-Rock-Album aus dem Boden zu stampfen. Die Songs klingen nicht nur alle recht ähnlich, sondern variieren auch nicht besonders in ihrer Struktur.

Dabei bin ich überzeugt, dass hinter Shipwrecks vier absolut ambitionierte Künstler stehen. So erweisen sich ihre Videos als kleine Kunstwerke, die von einer großen Liebe zum Detail zeugen und in denen es so einiges zu entdecken gibt – auch greift man die Ästhetik hier mit dem Cover-Artwork nochmal auf: Dabei handelt es sich um eine Fotografie einer vom Drummer angefertigten Collage aus allerlei, womöglich aus gesunkenen Schiffen angespülten Materialien. Man merkt: Da steckt schon ein durchdachtes Konzept dahinter – allerdings spiegelt es auch genau das wieder, was ich versucht habe zu beschreiben: Die Shipwrecks bespielen ein nunmehr 30 Jahre existierendes Genre, das langsam als verschlammtes Wrack auf dem Grund des Meeres dem Vergessen entgegensteuert. Wie es im Pressetext so treffend heißt: Der Lost-And-Found-Charme passt ausgezeichnet zur Musik – nur reicht es nicht immer aus, Verlorenengegangenes neu zu entdecken.

Und dann muss ich doch aufhorchen und davon wünsche ich mir unbedingt mehr: Eingestreute Field Recordings von Wellenrauschen und knackenden Ästen erzeugen ganz wunderbare, ambient-artige, schwebende, sehr heimelige Momente und Daniel Julien (EF / Halo of Pendor) wartet als Special Guest – ganz zum Schiff- und Meeresthema passend – mit einem Akkordeon auf, das sich mit seiner charakteristischen Akustik wirklich bereichernd in den Bandsound einfügt. Diese (leider wenigen) Momente sind es, in denen Shipwrecks es tatsächlich zustande bringen, sich vom bloßen Schönklang und von anderen Post-Rock-Bands abzuheben.

10/11/2017 Köln – Club Privat
12/11/2017 Krefeld – Magnapop
23/11/2017 Hamburg – Hafenklang (Goldener Salon)
24/11/2017 Rostock – Palette
25/11/2017 Leipzig – Plaque
26/11/2017 Bonn – BLA

VÖ: 10. November 2017 via Sportklub Rotter Damm