Text: Tim Brügmann, 20. Juli 2020

Time to spice things up! Und nein, es handelt sich hier keineswegs um die Wiedergeburt der deutschen Funk-Legende Spice, Spice bestehen im Krisenjahr 2020 aus Mitgliedern der beiden Bands Ceremony und Sabretooth Zombie. Wirkstätte? Kalifornien, rund 9000km von Hannover entfernt.

Schlicht selbstbetitelt zerrt einen das Debüt dieser Postpunk-Supergroup straight zurück in die 90er und erinnert vom Sound her an Bands wie J Church, Jawbreaker oder Fugazi. Dabei gelingt es dem Quintett auf knapp 25 Minuten ein Album vorzulegen, das im positivsten Sinne des Wortes als kompakt bezeichnet werden kann. Die knapp gehalten neun Songs schmiegen sich nahtlos aneinander an und können jeweils durchaus als Strophe oder Refrain eines überlangen Tracks angesehen werden.

Spice ist auf diese Weise ein kleines meisterhaftes Gesamtpaket voller Nostalgie, Hoffnung und Schmerz gelungen. 2018 gegründet hat die Band um Ross Farrar (vocals), Jake Casarotti (drums), Cody Sullivan (bass), Ian Simpson (guitar), und Victoria Skudlarek (violin) ihren Sound gründlich perfektioniert und diese auf Tonträger gebannte Gewürzmischung gekonnt abgeschmeckt. Richtig gelesen, Violine ist auch mit dabei und klingt vor allem auf dem Song „Murder“ einfach irre.

Aufgenommen wurde das Album in den Panda Studios in Frement. „The power of groupthink“ nennt die Band den eingeschlagenen Weg, dabei gewährt das Album mit kleinen Audio-Snapshots aus dem alltäglichen Leben der Bandmitglieder eine knisternde Intimität, die druckvollen Hymen wie das nach vorne panzernde „Black Car“ fabelhaft einbettet. Ein roter Faden, der sich durch dieses Album zieht, für Kontinuität sorgt und es wie einen einzigen Organismus erscheinen lässt. Spice wollen ihr Debüt definitiv am Stück gehört wissen.

Vor allem aber sparen die Jungs und Mädels aus San Francisco keineswegs mit Würze, doch statt Paprikapulver rosenscharf, schmeißen sie einem schwindelerregende Scoville auf den Teller.

VÖ: 17. Juli 2020 via DAIS Records