Text: Stefan Killer, 05. November 2020

Wie war das – die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? So oder ähnlich dürften die Postpunker von Statues verfahren sein, als sie das knappe Dutzend Songs für „Holocene“ auswählten. Das Nachfolgealbum des vielbeachteten Debüts war in drei Stunden eingespielt, und so kam es, dass sich das schwedische Trio nach Besuch des Tonstudios an dessen gefüllter Vorkasse wieder bedienen durfte. Die Qualität hat unter dem günstigen Schnelldurchlauf kaum gelitten.

Johan Sellman (Gesang und Gitarre), Calle Svedjehed (Bass) und Magnus Öberg (Schlagzeug) hatten vor der Aufnahme ihres zweiten Albums 40 Songs geschrieben. Auf „Holocene“ schafften es elf davon. Der Anspruch, Ernst und Unterhaltung zu verbinden, kommt auf „Holocene“ – ähnlich wie auf seinem Vorgänger – immer wieder durch. Ob individuelle oder gesellschaftliche Krisen, Aggression oder Zuversicht, die inhaltlichen Themen auf „Holocene“ werden stets von passend stimmungsvollen Dreiklängen getragen. Zerrgrad und Effekte orientieren sich wieder stark an spätem Eighties-Postpunk und dessen härteren Entwicklungen in den 1990er-Jahren.

Dass die gitarrengetriebenen Songs in weniger als einem halben Arbeitstag eingespielt waren, lässt sich kaum hören. Für die eine oder andere Gesangsspur hätte ein zweiter Take sicher nicht geschadet. Am Ende ist diese Rohheit und Unmittelbarkeit auch Teil des charakteristischen Klangs von Statues. Die Band knüpft mit „Holocene“ an die hohe Geschwindigkeit ihres Debütalbums an. Welche Songs auch immer im Kröpfchen gelandet sind, das zweite Töpfchen von Statues wirkt wie aus einem Guss, und es glüht noch heißer als das Debüt.

VÖ: 30. Oktober 2020 via Lövely Records