Text: Christoph Walter, 29. November 2019

Generell kann man Live-Mitschnitten durchaus kritisch gegenüberstehen, bieten sie ja nur selten einen echten Mehrwert. Das Konzerterlebnis lässt sich eben nur äußerst begrenzt einfangen und qualitativ ist die Studioaufnahme meist doch deutlich überzeugender. So gesehen drängt sich die Frage nach dem Sinn und Zweck von „Music For People In Trouble: Live from the Barbican“ geradezu auf, zumal hier keinerlei allzu große Überraschungen wie zuvor unveröffentlichte Songs, Coverversionen oder Gastauftritte zu erwarten sind. Man bekommt, was der Titel verspricht, nämlich Susanne Sundførs 2017 erschienenes Album „Music For People In Trouble“, mitgeschnitten im Londoner Barbican. Was man nicht bekommt, sind Bilder vom Konzert, da, so die Norwegerin, „weder die 3D-Effekte noch die einzigartige Stimmung dieser Liveperformance mit Videos dargestellt werden könnte“.

Dennoch lohnt sich „Music For People In Trouble: Live from the Barbican“. Einerseits, weil „Music For People In Trouble“ einfach ein hervorragendes Album ist, das die Grenzen zwischen Folk-Pop, Jazz und Soundexperimenten gekonnt verschwimmen lässt und ohne Weiteres in verschiedenen Versionen großen Spaß macht. Andererseits aber auch, weil die Songs in den zum Teil recht ausladenden Livedarbietungen deutlich verspielter und ausgefuchster daherkommen als in der entsprechenden Studiovariante. Großartig sind vor allem das in jeder Version herausragende „Reincarnation“ und das gut zehnminütige „Undercover“.

Oben in diesem Text steht, dass Live-Mitschnitte nur selten einen echten Mehrwert bieten. Susanne Sundfør ist hier zum Glück eine der wenigen Ausnahmen gelungen.

VÖ: 29. November 2019 via Bella Union