Text: Nils Hartung, 13. Juni 2016

Haben wir je daran gezweifelt, dass Micheal Gira und seine Swans nach ihren letzten Klangmonolithen „The Seers“ und „To Be Kind“ musikalisch die Luft ausgehen könnte? Niemals! Und so präsentiert uns die New Yorker No Wave-Formation mit „The Glowing Man“ ein neues Mammut-Werk, das Gira als das letzte Album der Band in ihrer gegenwärtigen Inkarnation verstanden haben möchte.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass „The Glowing Man“ einer Supernova gleicht, die das ganze Swans-Universum seit ihrer Reunion 2010 noch einmal beleuchtet. Nur wirken die Arrangements diesmal etwas gesetzter als zuvor. Exzessive Ausbrüche sind weiterhin vorhanden, entfalten sich aber auf „The Glowing Man“ fast zeitlupenartig. So nehmen sich die verwobenen Overtürenstücke „Cloud of Forgetting“ und „Cloud of Unknowing“ gut 20 Minuten Zeit, ehe zum ersten Mal die altbekannte Gitarrenwalze ins Rollen kommen. Derweil mäht sich Giras gebetsartig langgezogener Gesang durch ein dichtes Klangdickicht aus Streichern, Bläsern und fiebrigen Percussions.

Nur zwei Mal brechen Swans ihre epische Berg- und Talfahrt auf. Mit „People like us“ und der Single „When will I return“ – wunderbar schaurig von Jennifer Gira intoniert – erinnern Swans daran, dass sie neben ausufernden Sound-Gewittern auch das klassisches Songwriting exzellent beherrschen. Danach brechen wieder alle Dämme und „The Glowing Man“ steuert mit dem knapp halbstündigen Titeltrack dem Grande Finale entgegen. Am Ende der knapp zweistündigen Odyssee stimmt Gira noch einmal versöhnliche Töne an. „Finally, Peace“, singt er zum Abschied und man fragt sich, in welcher Daseinsform einem diese Band beim nächsten Mal begegnen wird.

17.10.2016 Hamburg – Kampnagel
18.10.2016 Berlin – Huxleys Neue Welt
22.10.2016 (AT) Wien – Arena Big Hall
23.10.2016 (AT) Graz – Orpheum Extra
10.11.2016 Köln – Gebäude 9
11.11.2016 München – Feierwerk
12.11.2016 Wiesbaden – Schlachthof

VÖ: 17. Juni 2016 via Mute