Text: Stefan Killer, 16. November 2020

Der Titel des neuen Albums von The Cribs könnte kaum besser gewählt sein. Schließlich verdankt das Trio den charakteristischen Klang auf „Night Network“ einer starbesetzten After-Show-Saufrunde im Sommer 2018. Damals spielte The Cribs im Vorprogramm von Dave Grohl und dessen Band Foo Fighters in Manchester. Der Sänger trank nach dem gemeinsamen Gig mit den Gebrüdern Jarman, also Gary (Bass, Gesang), Ryan (Gitarre, Gesang) und Ross (Schlagzeug), ein paar Gläser und bot ihnen an, nach Los Angeles zu fliegen. Dort sollten sie — Zitat — „den Geschäftskram vergessen“ und im Foo-Fighters-Studio 606 die nächste Platte aufnehmen. Hintergrund: Mit der Band lief es laut eigenen Angaben nicht gut in der Zeit vor der Produktion von „Night Network“.

Album Nummer acht ist das erste, das die Band selbst produziert hat. Und es klingt genauso roh wie rund. Was zum Start wie das Intro einer Weihnachtsplatte klingt, ist inhaltlich eine Art Abrechnung mit der musikgeschäftlichen Vergangenheit („Goodbye“). Sobald die ersten drei Minuten überstanden sind, bewegen sich die Briten durchgängig auf hohem musikalischen Niveau, irgendwo zwischen US-amerikanischem Alternative-Rock und Indie-Pop. Die Gitarre cruncht, der zweistimmige Gesang sitzt und macht Laune – größtenteils zumindest.

Songs wie die Leadsingle „Running Into You“, „Never Thought I’d Feel Again“ und „Siren Sing Along“ dürften unter Fans schon jetzt Hits sein. Was über das großartige Songwriting und die angenehm bodenständige 606-Produktion hinaus hängenbleibt, ist leider auch der Hang zur Beliebigkeit. „Night Network“ ist wohl eins der wenigen Alben 2020, das genauso viele gute Riffs in petto hat wie verpasste Chancen zur Hymne. Dahingehend kann Mr. Grohl als neuer Teil des Netzwerks vielleicht fürs nächste Dutzend Tracks noch mal Hilfestellung geben.

VÖ: 13. November 2020 via Sonic Blew