Text: Nico Beinke, 29. November 2019

Es gibt die Sorte Produzenten, die im Laufe der Jahre einen gewissen Trademark-Sound entwickeln, der manchen Bands, erst durch seinen Einsatz, zu wahrer Größe gereicht. Dave Fridmann ist zwar der Haus- und Hofproduzent der Flaming Lips, aber erst 1999 mit „The Soft Bulletin“ war der typisch schräg/knallige Neo Psychedelic-Bandsound zur Perfektion ausbaldowert.

Fridmann transformierte diesen seinen Sound ins nächste Jahrtausend und erschuf mit „All Is Dream“ für Mercury Rev und „It‘s a Wonderful Life“ für Sparklehorse 2001 zwei herausragende Alben, die zwar verschroben klingend, trotzdem immer wieder zu Tränen rühren. Zu Tränen rührt „The Soft Bulletin“ nicht unbedingt, denn der Fokus lag eher auf der knalligen Psychedelic, als auf verklärenden Streichern und Gospelchorgesängen.

Um diesen Trademark-Sound zu beschreiben, nehmen wir doch noch einmal den Albumtitel „All Is Dream“ zu Hilfe. Mit Waldhörnern und Theremin, Triangel und Xylophon erweitert Fridmann einen eher monotypischen Indie- gitarrenbasierten Sound um ein Vielfaches. Um die typisch polternden Drums mit den scheppernden Becken nicht zu unterschlagen. In der jetzt vorliegenden Version von „The Soft Bulletin“ ergänzen wir die eben erwähnten Streicher und Chöre und bekommen ein schwer überladenes Live-Erlebnis ohne die dazugehörigen Bilder. Die ja nicht ganz unwichtig sind, im Flaming Lips-Kosmos. Es fehlen die Teletubbies auf der Bühne, die Seifenblasen in der Luft und der umherwandernde Zeremonienmeister Wayne Coyne.

Aber die Songs sind natürlich, auch zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung von „The Soft Bulletin“, immer noch von solch zeitloser Güte, dass sie ein bisschen zu viel Bombast verkraften können. Wer allerdings die Studioversion dieses famosen und stilbildenden Albums noch nicht kennt, sollte mit ihr beginnen, in den Flaming Lips-Kosmos einzutauchen.

VÖ: 29. November 2019 via Bella Union