Text: Nico Beinke, 07. Februar 2020

In der ostwestfälischen „Mühlenkreis-Tundra“, in die es mich zurückverschlagen hat, gibt es ein Sprichwort: „Vom Höksken aufs Stöksken kommen“. Was meint, dass man unvermittelt das Gesprächsthema wechselt, gelegentliche Verzettelungen sind dabei nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern eher die Regel. Aber bereits beim zweiten Durchlauf von „The Big Exercise“ beginnt die Verzettelung sich aufzulösen, so als ob ein frischer Frühlingswind auf wundersame Weise die Zettelwirtschaft zu einem – zwar schwer durchschaubaren, aber lesenswerten – Romanfragment zusammenwirbelt. Die Niederländer um The Homesick klingen dabei in etwa so, als ob Fleet Foxes ein Album der frühen The Coral neu eingespielt hätten. (Was ganz nebenbei gesagt, eine ganz wunderbare Sache sein könnte). Was mich dann gänzlich in Verzückung geraten lässt, ist die Tatsache, dass Jaap van der Velde das zweite Album seiner Band als Pop verstanden wissen möchte.

I consider The Homesick a pop band first and foremost“ (…) The Homesick is allowed to play around in that pop framework, and the goal is to explore what’s possible within it.

Es muss sich also nicht den Weg in die Freiheit aus irgendeiner Post Hastenichtgesehen-Schublade erkämpfen. Gut, es ließe sich nun trefflich streiten, wie ein Song wie „Male Bonding“ noch Pop sein darf/kann, wenn auch mal amtlich rumgeschrien wird und ich es mir nicht zu erklären weiß. Ich kann nur behaupten, dass alle zehn Songs dieses Albums ganz liebenswert verspulte Freigeist-Verrücktheiten sind. Und Freigeist könnte auch der Name eines deutschen Label-Ablegers von Sub Pop sein.

03.03.2020 Mainz – Schon Schön
04.03.2020 Oberhausen – Gdanska

VÖ: 07. Februar 2020 via Sub Pop Records