Text: Nico Beinke, 14. Januar 2020

Vor etwas mehr als zehn Jahren spielten Chokebore in einem kleinen Berliner Club ihr komplettes „Black Black“-Album in der altbekannten Reihenfolge der Songs. Das Motto der Veranstaltung hätte „Sad Getting Sadder“ (Song vom Album) lauten können, denn besagtes Album kündet von einer geradezu epischen Zerrissenheit seines Sängers. Aber niemand hätte behaupten können, er hätte nicht gewusst was auf ihn zukommt, denn Chokebore hatten angekündigt das Monstrum (wie ich „Black Black“ gerne nenne) von der Kette zu lassen.

Mit »The Jesus and Mary Chain play „Darklands“« 2020 wissen wir also was uns erwartet. Zwar ist das zweite Album der Schotten von 1987 sicher auch kein vertonter Ponyhof, aber immerhin bietet eine ehemalige Erfolgs-Single wie „April Skies“ kurze Pausen, in denen der regenverhangene Himmel aufreißt und „Nine Million Rainy Days“ vergessen lässt. „Darklands“ klingt im Vergleich allerhöchstens übellaunig, dafür aber als Konzept.

Die Reid-Brüder spielen mittlerweile 90-minütige Sets, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu springen, oder ihr Publikum zu bepöbeln. Der junge Fan von einst hätte sich wahrscheinlich lieber ein 20-minütiges Feedback-Gewitter mit abschließender Zerlegung des Bühnen-Inventars gewünscht, aber „Darklands“ plus anschließendem Best-Of Set tut es wahrscheinlich auch. Was nämlich ein „Darklands“ von „Black Black“ unterscheidet ist, dass es sich eigentlich immer hören lässt. Es sind einfach zeitlos schöne Noise Pop-Schmankerl darauf zu finden, die nicht zuletzt dem Shoegazing und Brit Pop ordentlich auf die Sprünge geholfen haben. Sehr zu empfehlen und schon bald in ausgesuchten Konzerthallen zu bestaunen.

28.03.2020 Köln – Live Music Hall
02.04.2020 München – Backstage Werk
03.04.2020 Wiesbaden – Schlachthof
04.04.2020 Berlin – Astra Kulturhaus

VÖ: 31. August 1987 via Warner Bros