Text: David Maneke, 12. Oktober 2018

Es gibt Alben, deren Beschreibung einigermaßen einfach zu fallen scheinen. „Only Now Forever“, das neue Album der inzwischen in Berlin angesiedelten Briten The KVB, ist so ein Album. Ohnehin könnte man das bisherige Werk der Band einfach umschreiben: irgendwann, wohl an einem dunklen Moment im Leben, haben sich Nicholas Wood und Kat Day kurzerhand in einen DeLorean gesetzt, sind damit ins England der frühen Achtziger gedüst, haben längere Zeit an den Hotspots von Wave und Post Punk herumgelungert und sind schlussendlich mit einer musikalischen Idee wieder in die Gegenwart gesaust: Musik und Stimmung dieses Trips einigermaßen originalgetreu zu restaurieren. „Only Now Forever“, wenngleich stellenweise ausgefeilter als die bisherigen Alben, macht da keine Ausnahme. Was jetzt von meiner Beschreibung noch zum subjektiven Höreindruck fehlt, darf man getrost ins semiotische Purgatorium zwischen Worten und Musik verbannen.

Aber das Album nur auf ein – gelungenes – 80ies Revival zu reduzieren, würde The KVB nun wahrlich nicht gerecht werden. Trotz der allgegenwärtigen Vorbilder steckt zu viel Kreativität in der Platte. Sorgsam werden die Zwischenräume des eigenen Sounds erkundet, verschiedene Stimmungen werden gegeneinander verhandelt, mal kraftvoll, mal zurückhaltend. Musikalisch wird das Unterfangen von Synthesizern und Drum-Machines getragen, bleibt dabei handwerklich-musikalisch durchaus authentisch, aber doch sind viele musikalische Details neu.

So entsteht ein Klangteppich, der atmosphärisch dicht aber greifbar bleibt. The KVB entführen uns nicht in irgendeine Parallelwelt, sondern in den tiefsitzenden Weltschmerz des Waves. Ganz wie die Vorbilder bleibt die Platte dabei aber immer mit einer Restambivalenz behaftet – es ist halt eben alles Kunst (und es verwundert auch nicht, dass eine Hälfte des Duos, Kat Day, Kunst studiert hat). Einer ganz sortenreinen Stimmung mag sich auch auf „Only Now Forever“ niemand hingeben, da liegt der eigene Anspruch schon höher – so dass auch die Stimmungen der Platte durchaus differenziert sind. Ganz besonders gefällt daran, dass The KVB aber vor allem die Harmonisierung gelingt.

Der Pressetext stellt das Album als Album der Gegensätze vor – aber hier möchte ich widersprechen. Es ist ein Album der reichhaltigen Einheitlichkeit. Die unterkühlt-elitäre Wave-Düsterkeit, in der The KVB schwelgen, glitzert dann doch in allen Facetten die Schwarzlicht so hergibt.

07.11.2018 Köln – Bumann & Sohn
09.11.2018 Hamburg – Hafenklang
14.11.2018 Berlin – Lido
21.11.2018 (AT) Wien – Fluc
23.11.2018 München – Kranhalle

VÖ: 12. Oktober 2018 via Invada Records