Text: Oliver Schröder, 19. August 2019

Im Spannungsfeld von Post und Punk bringen The Murder Capital mit „When I Have Fears“ ein feuchtheißes, intensives Debütalbum zur Welt, das bei seiner vielbeachteten Geburt schon volljährig zu sein schien und seinen Schmerz unüberhörbar, aber sehr kontrolliert durch den Kreißsaal brüllt.

Die routinierte Art, mit der sich die Iren zwischen überlebensgroßen Emotionen hin und her bewegen, hat erstens damit zu tun, dass die Band live bereits seit einiger Zeit eine ziemlich große Nummer ist. Die Tatsache, dass es bisher so gut wie nichts auf Konserve gab, sorgte zudem für den nötigen Hauch Rock’n’Roll-Mystery, der neben aller musikalischen Qualitäten dazu beitrug, dass die Läden aus allen Nähten platzten. Wer mit Slaves, Shame, Idles unterwegs war, braucht sich ohnehin keine Sorgen mehr darüber zu machen, in Zukunft nicht genug wahrgenommen zu werden.

Diese goldenen Insider-Zeiten sind nun allerdings spätestens mit „When I Have Fears“ vorbei. Dessen Geburtshelfer Flood ist der zweite Grund, der die zehn Songs weniger nach adoleszentem Geschepper klingen lässt, sondern eher nach einem ausdifferenzierten Gewitter, bei dem die Blitze hart und sauber mit dem Teppichmesser gezogen wurden. Im Hintergrund grollt es dazu permanent. Es knallt an Stellen, an denen es knallen muss („Feeling Fades“) und manchmal wird so aufrichtig getrauert, dass man in der Ferne die Handys schwenken sieht („On Twisted Ground“). Eine gute Portion Nostalgie ist allgegenwärtig und vielleicht das einzige Haar in der Suppe eines ansonsten durchweg beeindruckenden Albums: Trotz aller Intensität geht „When I Have Fears“ selten Wege, die die Erwartungen der Hörer auch mal herausfordern.

12.11.2019 Hamburg – Molotow
13.11.2019 Berlin – Musik & Frieden
14.11.2019 Köln – Artheater
25.01.2020 München – Strom
03.02.2020 Berlin – Musik & Frieden
04.02.2020 Münster – Gleis 22

VÖ: 16. August 2019 via Human Season Records