Text: Stefan Killer, 16. September 2019

Wer erinnert sich an Myspace? Vor gar nicht mal so vielen Jahren war das Netzwerk der wichtigste Treffpunkt für Musiker und Fans im Internet. Klar, heute gibt’s Bandcamp, Spotify und Konsortien, da fristet Myspace sein Dasein nur noch als Schatten seiner selbst. Doch ohne die Plattform hätten sich The Paranoyds wohl nie zu einer Band zusammengefunden – und ihre fein ironisch ballernden Songs aufs Debüt gebannt. „Carnage Bargain“ ist ein Statement für alle, die für einen Joker-Anstrich in der Postpunk-Garage sind.

Nachdem sich Bassistin Staz Lindes und Keyboarderin Laila Hashemi schon in ihren Myspace-Jahren gefunden hatten, begaben sie sich mit Jugendfreundin und Gitarristin Lexi Funston ins musikalische Leben Kaliforniens. Ein paar Konzertgänge zu befreundeten Bands später bekam das Trio einen DIY-Rappel. Nach dem Motto: Das können wir schon lange. Mit David Ruiz am Schlagzeug war die Riotband The Paranoyds komplett. In der Formation siedeln sie sich seitdem klanglich irgendwo zwischen Londons Wave und dem Garagerock New York Citys an.

Das Fuzzpedal knarzt zur Kritik am Frauenbild der neuen Biedermeier. Zu auftreibenden Beats und Horrorstreifen-Keys lehnt sich die Band gegen Neonazis auf. Ob punkig, doomig oder poppig, die Marschrichtung ist dagegen. Sehr sympathisch. Und kombiniert mit der genervt monotonen Stimme Staz Lindes’ geht das Mission Statement auf: „Carnage Bargain“ ist die kunstvolle, wenn auch infantil überzogene, Konsequenz paranoider Gedankenspiele.

VÖ: 13. September 2019 via Suicide Squeeze Records