Text: Säm Wagner, 12. Februar 2020

Der NME hat sich neulich mal einen Scherz erlaubt. In einer Meldung wurde eine angebliche Best-of-Platte der Strokes angekündigt. Das britische Musikmagazin hatte auch schon die Trackliste parat: Die umfasste sämtliche Songs des Strokes-Debüts „Is This It“ plus „Repitila“, den Smash-Hit auf Album Nummer zwei. Mehr nicht.

Und wirklich: Die The-Strokes-Alben nach „Room On Fire“ lockten die Indie-Kids nicht mehr scharenweise hinter ihren Gin-Tonic-Gläsern hervor. „First Impressions Of Earth“, „Angles“ und „Comedown Machine“ hatten bei vielen Hörern nicht mehr die Durchschlagskraft. Nachdem die Strokes in den ersten Jahren des Milleniums slicken Indie-Rock groß gemacht haben, kam die School of 2005 daher und brachte gerade in England unzählige (und viele inzwischen wieder vergessene) Bands hervor, die auf den Pfaden der Strokes wandelten. Sie zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Bevor die breite Masse davon genug hatte und die Gitarre aus den Clubs wieder verschwand.

Wer wartet also jetzt, 15 Jahre nach 2005, auf ein weiteres Strokes-Album? Gibt es sie überhaupt noch, die Discos mit Independent-Tag? Zugegeben: Im Rückblick waren zumindest „Angles“ und „Comedown Machine“ unterschätzt. Die Strokes gingen einen neuen Weg – einen unaufgeregteren, aber auch weniger zugänglichen.

Das Rad werden Julian Casablancas und Co. im 2020 nicht mehr zurückdrehen. Bei ihrem Silvester-Konzert kündigte der Strokes-Sänger ein neues Album an. Nun ist mit „At The Door“ auch eine erste Single erschienen. Der Song erinnert ein wenig an „I’ll Try Anything Once“ mit dem Julian Casablancas im Sofia Coppola-Film „Somewhere“ zu hören ist. Das ruhige „At The Door“ wird von einer Synthie-Melodie à la Daft Punk getragen und kommt komplett ohne das Schlagzeug von Fabrizio Moretti aus. Stilistisch würde der Song auf das Album „Comedown Machine“ passen.

Ist das der Klang der Strokes 2020? Ein zweiter Song vom kommenden Album, das „The Abnormal“ heißen wird und am 10. April erscheinen soll, kursiert auch längst: „Bad Decisions“ klingt wie die Strokes zu „Room On Fire“ – mit einem zusätzlichen Schuss Joy Division. Die Reise geht weiter.

14.02.2020 Berlin – Columbiahalle

VÖ: 10. April 2020 via Cult Records