Text: Tim Brügmann, 27. März 2018

Julian Casablancas, einstiger Sänger der legendären The Strokes ist zurück. Mit ihm Gepäck hat der Posterboy des experimentellen Indie-Rocks und Liebling aller Indie-Club-Girls sein bereits zweites Album mit The Voidz. Aus ihrem Versprechen, anders als auf ihrem Erstling „Tyranny“, mit offenerem Herzen und größerem Appeal aufzutreten, haben The Voidz und Casablancas eine Tugend gemacht. Ganz schlicht „Virtue“ heißt so auch die am 30. März zu erwartende Platte.

Hat sich Casablancas im Rolling Stone erst als schändlich unwissend entpuppt, was Musikgeschichte angeht und Jimi Hendrix die Popularität abgesprochen, ist der grenzgängerische Stilmix auf „Virtue“ jedoch auch wieder als höchste Tugend einzustufen. Die unverkennbaren Lo-Fi-Vocals sind seit jeher sein Markenzeichen, kombiniert mit Art-Rock, Synth-Punk und so exotischem wie Arabic und Sci-Fi präsentieren The Voidz ein eingängiges, aber im höchsten Maße abwechslungsreiches Kleinod modernen Indie-Rocks. Einzig die Frage, ob „Virtue“ nun wirklich zugänglicher ist als sein Vorgänger, bleibt dem Hörer überlassen.

Dabei ist dem blassen dünnen Jungen aus New York und seinen Mannen, ein gerade für die heutige Zeit, unerwartetes Schurkenstück gelungen. Auf fast 60 Minuten Lauflänge toben sich The Voidz auf ganzen 15 Songs aus und zeigen allen Bands den Finger, die seit Jahren eine LP nicht von einer EP unterscheiden können. Und so macht es auch wenig Sinn, sämtliche Songs von „Leave It In My Dreams“ bis „Pointlessness“ (no pun intended) stilistisch durch zu deklinieren. Gereicht wird uns aus dem Hause The Voidz schließlich eine bunte Platte Indie-Sahnebonbons, von der sich jeder etwas nehmen darf, ob’s schmeckt oder nicht, und die sich in puncto Vielfalt vielleicht am ehesten mit Beck oder The Flaming Lips vergleichen lässt. Nur eben mit dem Casablancas-Touch.

VÖ: 30. März 2018 via Cult Records