Text: Jan Sturm, 26. Oktober 2018

Der Radiohead Frontmann wagt sich erstmals an Filmmusik und veröffentlicht mit der eignen Soundtrackpremiere heute seinen Take on Horrorfilm zum Remake von „Susperia“. Dario Argentos Grusel-Original aus den Siebzigern erfährt durch Luca Guadagnino eine politisch aufgeladene Neuauflage zu Zeiten des Kalten Krieges und läuft ab Mitte November auch in den deutschen Kinos. Yorke, der lediglich den damaligen Soundtrack der italienischen Progressive-Rockband Goblin kannte, komponiert und arrangiert hierbei den kompletten Score und hat die insgesamt 24 Stücke(!) mit Sam Petto-Davis (Radiohead, Red Hot Chili Peppers, Warpaint, Frank Ocean) produziert. Bei der musikalischen Umsetzung hat zusätzlich das London Contemporary Orchestra and Choir mitgewirkt.

Der 80 minütige Soundtrack ist durchaus divers; gern sperrig und bestimmt dadurch gleich einmal das Setting sehr deutlich und klischeehaft. Orchestrale Atmosphären, Chöre, atonale Elemente, Samplefetzen, schrille Geigen, minutenlanges Ambiences und Drones statten eine Vielzahl an szenischen Stücken aus, die nach dem visuellen Film-Kontext verlangen. Das namensgebenden Stück, welches als Titeltrack vorab veröffentlicht wurde, gibt jedoch gleich zu Beginn kontra und setzt ein musikalisches Ausrufezeichen mit einer wunderbaren Klavierballade mit Yorke Falsett. Es gibt uns zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal Halt durch eine abgewandelte Version und steht exemplarisch für die Titel (wie „Has Ended“, „Opened Again“, „Unmade“), die einer klassischen Song-Ästhetik folgen und – entkoppelt vom vorliegendem Thema – sicherlich auf einem Radiohead- oder Yorke-Album ihren Platz finden würden. Eindeutig spielen sich diese „Susperia“ Songs in den Hörer-Vordergrund und erinnern daran, diesen Soundtrack losgelöst von einer Albumstruktur zu begreifen und eben auch genau so zu hören.

VÖ: 26. Oktober 2018 via XL Recordings