Text: David Maneke, 21. Mai 2019

Vier Songs stellt uns Cornelia Breinbauer, Mastermind des Münchner Elektro-Singer-Songwriter-Projekts Tiger Tiger dieser Tage auf der EP „O Trust“ vor. EPs verstehe ich ja ganz gerne als Werkschau, als Ausschnitt dessen, was eine Band (o.ä.) für sich als maximale Bandbreite entdeckt hat, exemplarisch präsentiert. Im Falle von Tiger Tiger wird anhand der Informationen drumherum recht schnell deutlich, dass die Message schon gefunden wurde – auf den vier Tracks stellt sich Breinbauer tiefergehenden Fragen über das Individuum in der Gesellschaft, gestellt und beantwortet aus ihrer subjektiven Perspektive. Und so reflektiert sie lyrisch anspruchsvoll über ihre Rolle als Mutter, Frau, emotionales menschliches Wesen. Ihre Stimme führt uns durch sehr knappe 15 Minuten, die sich aufgrund ihrer Dichte tatsächlich etwas länger anfühlen und zu keinem Zeitpunkt langweilig sind.

So ganz am Puls der Zeit ist die musikalische Begleitung nicht, aber das muss man differenziert betrachten. Der Opener und irgendwie auch Hit der EP, „Infinite Bow“, wirkt ein bisschen late for the 80ies Revival Party, ein bisschen zu nah an den Ikonen des jüngeren 80ies Revivals (M83 anyone?). Ganz anders die verbliebenen drei Tracks – auch sie nicht direkt contemporary as fuck, sondern viel mehr ein wenig überzeitlich. Keine Vorbilder, die überdeutlich durchschimmern, sondern aufwendig, detailverliebt zusammengefrickelte Songs, auf denen palettenweise elektronische Effekte zu einem atmosphärisch dichten Sound zusammengewirkt werden, der ein paar Durchläufe benötigt und den Hörer herausfordert. In diesen 15 Minuten stecken wahnsinnig viel Herzblut und Mühe.

29.06.2019 Nürnberg – Slow Down Festival 2019

VÖ: 17. Mai 2019 via Tiger Tiger