Text: Esther Sambale, 30. August 2019

Das erste Spätsommergefühl des Jahres ist nie einfach nur schön. Es legt sich dunkelgold-leuchtend, warm und schwer über die flirrende Hochsommer-Heiterkeit, mit der man leichtfüßig durchs Leben tippelte. Eben noch glücklich getaumelt, bringt einen der Gedanke ans Ende ins Stocken. Ob im Spätsommer, in Freundschaften oder in der Liebe – alles ist ungewiss. In zehn vertonten Wahrheiten legen sich Julien Ehrlichs freundlicher Falsett-Gesang und Max Kakaceks verständnisvoll tröstende Gitarre auf „Forever Turned Around“ in whitney-warmen Klängen über all die Ängste, Zweifel und Unsicherheiten, die das Leben als Mensch – allein oder zu mehreren – so mit sich bringt.

Das zweite Album nach „Light Upon The Lake“, aufgenommen mit den Produzenten Bradley Cook (Bon Iver, Hand Habits) und Jonathan Rado (Weyes Blood, Father John Misty), handelt von Beziehungen, Schmerz, Verlust, Ungewissheit, und der unumgänglichen Akzeptanz des Endlichen. „Are you coming home, my love? / Tears are falling one by one / I can feel you giving up“, singt Ehrlich in „Giving Up“ und in „Valleys (my love):

I never wanna fade away
Wanna turn as the seasons change
And every time you come around
Well the days of the year just slow down

Melancholisch schön trudelt „Rhododendron“ durch die Albummitte, das mit seinen entspannten Jazz-Anklängen an Kokorokos „Abusey Junction“ erinnert. Was beim ersten Hören insgesamt nicht ganz neu klingt, ist inhaltlich und klanglich komplexer als sein Vorgänger. Auch dank der Musikerinnen Lia Kohl und Macie Stewart, deren Streicherarrangements dieses Album bereichern. Mit „Forever Turned Around“ schenken uns Whitney 32 wunderbare Minuten und 30 schöne Sekunden – Musik in warmen Farben, für den ersten Spätsommerschmerz des Jahres, für den Herbst und für den Winter.

10.11.2019 Köln – Luxor
14.11.2019 München – Strom
15.11.2019 Berlin – Lido
16.11.2019 Hamburg – Knust

VÖ: 30. August 2019 via Secretly Canadian