Text: Oliver Schröder, 11. April 2017

Es ist manchmal seltsam, wie kontinuierlich Künstler von Kritikern gelobt und ebenso kontinuierlich vom Publikum ignoriert werden. Zumindest hierzulande werden Wire bereits seit 40 Jahren vernachlässigt. Ihr 15. Studioalbum „Silver/Lead“ lässt die Verwunderung darum noch einmal um zehn weitere Nuancen ansteigen, denn es handelt sich hier kaum um ein retrospektives Alterswerk, um eine erneute Tour zu rechtfertigen. Die Band ist einfach wieder und noch da.

Immer noch kein Bombast, keine Schnörkel: Colin Newman hat etwas zu sagen und weigert sich dabei, einen großen Aufwand zum Bandjubiläum zu veranstalten. „Silver/Lead“ ist also einfach ein weiteres fabelhaftes Album im Backkatalog. Nicht, dass Wire in irgendeiner Form noch ihre Daseinsberechtigung beweisen müssten, aber mit so zeitlos-frischen Pop-Meisterwerken wie „Short Elevated Period“ strahlen sie selbstbewusst Signale aus, die eindeutig in die Zukunft weisen. Dafür reichen wie gewohnt im Durchschnitt weniger als vier Minuten. Das ist Post-Punk-Effizienz, die man erst einmal über einen so langen Zeitraum aufrechterhalten können muss.

07/05/2017 Berlin – Volksbühne Berlin (Drill Festival)

VÖ: 31. März 2017 via Pinkflag