Text: Nico Beinke, 09. Oktober 2020

Im Indie gibt es ein paar wenige heilige Kühe, an denen sich besser nicht vergriffen wird. Sonic Youth zum Beispiel, Dinosaur Jr. und natürlich Yo La Tengo – die einfach, ohne großes Tamtam ihr Ding durchziehen, allürenfrei und sympathisch. Nichts desto trotz sind Georgia Hubley, Ira Kaplan und James McNew nicht für alle Zeiten vor einer gewissen Beliebigkeit ihres Alterswerkes gefeit, wie die nun vorliegende „Sleepless“-EP bedauerlicherweise zutage fördert.

Auf „Sleepless Night“ enthalten sind sechs Tracks, die ursprünglich dem Katalog des japanischen Künstlers Yoshitomo Nara im Los Angeles County Museum of Arts beilagen, aber vielleicht dann doch zu kostbar schienen, um sie einem breiteren Publikum vorzuenthalten. Fünf der Stücke sind Coverversionen; einzig „Bleeding“ an fünfter Stelle entsprang zwar der eigenen Feder, macht aber den Eindruck, es sei bei den „Summer Sun“-Sessions hintenüber gefallen, um nun hier als Lückenbüßer ein zweifelhaftes Schicksal zu fristen.

Dabei starten Yo La Tengo die EP mit „Blues Stay Away“ von den Delmore Brothers und „Wasn‘t Born to Follow“ von den Byrds äußerst vielversprechend, um sich an Bob Dylans „It Takes a Lot to Laugh, It Takes a Train to Cry“ einen Bruch zu heben. Das Dylan-typische Kombinat aus Lyrik und einem holprig wirkenden Metrum, welches im Original diesen fast beiläufig erscheinenden Groove entwickelt, wird konterkariert durch Georgia Hubleys schläfrig wirkende Vortragsweise. Live immer gerne im Zugabenteil präsentiert, macht es durchaus – auch in dieser somnambulen Spielweise – Sinn, aber die EP gewinnt dadurch leider nur an der schon erwähnten Beliebigkeit.

Interessanterweise läuft es auf drei gute und drei mittelprächtige Songs hinaus, die uns auf dieser beiläufig erscheinenden Veröffentlichung kredenzet werden. Gewonnen scheint dadurch nichts und als limitierte, einseitig gepresste Vinyl-EP ward wohl von vornherein auf die Fanbase abgezielt.

VÖ: 09. Oktober 2020 via Matador Records