Text: Oliver Schröder, 30. September 2022

Sie waren mal Stars: Wenn man sich die Geschichte von 1000 Robota anhört, ist es wie früher, wenn der alte Herr von seiner wilden Jugend erzählte. Da tauchen fremdartige Namen wie „myspace“ auf, es gab noch eine regelmäßige Ausgabe des NME und ein Fernsehprogramm, in dem Figuren wie Stefan Raab für die Quote sorgten. Wie früher klingt auch die jugendliche Arroganz, mit der 1000 Robota nach mehr als zehn Jahren wieder aus dem Nichts auftauchen, als wäre nichts gewesen. Ist es aber.

Irgendwann 2008 pflügten Sebastian Muxfeldt, Jonas Hinnerkort und Anton Spielmann die Musikwelt um. 1000 Robota standen für Hassliebe: ganz oder halt gar nicht. Auf der Welle aus Begehren und Neid surfend, wuchs der gegenseitige Ekel zu einem gewaltigen Ungetüm aus Erwartung, Enttäuschung und schlichter Missgunst. Und heute? Bleibt das Verhältnis zur Außenwelt schwierig. Nur dass Akteure, Kanäle und Welt so nicht mehr existieren. Nach einer Dekade versuchen sich 1000 Robota erneut allen Regeln und Kategorien zu entziehen, aber sie funktionieren nun mal besonders gut als Gegenschablone, als zynische Kommentare auf eben jene verachtenswerte Welt. Songs wie „Popkorn“ oder „Ende“ leben von dem, was gerade um uns herum passiert und werden dadurch erst richtig scharf gemacht. Auf das Vergangene wird gespuckt. Und gleichzeitig wird es wie ein Trauma immer wieder hervorgekramt, neu durchlebt und wieder angeekelt weggeworfen. 1000 Robota ziehen sich auf sich selbst zurück, dann aber irgendwie doch nicht. Es werden niemandes Erwartungen erfüllt oder enttäuscht, dann aber irgendwie doch. Wer sich der Band annähern will, muss einige unauflösbare Widersprüche ertragen lernen.

Und so ist „3/3“ erst einmal ein sensationell selbstbewusstes, enigmatisches Kunstwerk, das keiner mehr auf dem Zettel hatte. Es ist aber auch ein solides Electro-Post-Pop-Album, das sich mit etwas Wohlwollen zwischen deutschsprachigen Bands wie Messer oder International Music einordnen lässt.

VÖ: 30. September 2022 via Tapete Records