Text: Tim Brügmann, 11. März 2022

Durch die Nacht mit: Zugegeben, Streifzüge durch die Nacht sind im Jahr 2022 eine Seltenheit geworden. Noch seltener sind für uns auf dem europäischen Festland die Chancen geworden, durch den Nebel New Yorker Musikclubs zu wandern, in dem uns irrlichternd flackernde Lichtströme und Soundwände die Synapsen einkochen. Sinneseindrücke, die A Place to Bury Strangers auf ihrem nunmehr sechsten Studioalbum „See You Through“ wieder einmal konzentriert auf Platte gepresst haben.

Alles neu, sagte sich wohl Mastermind Oliver Ackermann, als er den Stift ansetzte, um kurz danach die EP „Hologram“ auf die geneigten Jünger der Noise-Schamanen aus Brooklyn loszulassen. Mit neuer Besetzung gelang A Place to Bury Strangers der Spagat zwischen Neuerfindung und Back to the Roots. Melodien und Gesang wieder klarer im Vordergrund, fast schon Ohrwurmcharakter besitzend, schwang sich das Trio mit den neu hinzugekommenen Geschwistern Sandra (Drums) und John Fedowitz (Bass) im Schlepptau auf zu alter Stärke. Dabei gelang ihnen ein Kunststück, was vielen Kult-Bands auch in der zweiten Dekade ihres Schaffens nur selten möglich erscheint: Relevanz am Steuer und die ein oder andere Überraschung auf dem Beifahrersitz.

Mit „See You Through“ servieren uns A Place to Bury Strangers den nach „Hologram“ heiß herbeigesehnten Aufguss. Und der hat es in sich. Eine knappe Stunde lang schmeißt uns Ackermann in einen Malstrom aus Haken schlagenden Riffs, mal comichaft, dann wieder tief in Fuzz getränkt. Fast schon tanzbar schlängelt sich die Band auf 13 Tracks durchs Trommelfell und durch die engen Gänge New Yorker Clublandschaften hindurch. Es wird zerlegt, heraufbeschworen und wieder glatt gezogen, was der Werkzeugkoffer an betörendem Noise so hergibt. Und so ist A Place to Bury Strangers erneut ein kleines Meisterwerk aus Shoegaze, Psychedelic Rock und Avantgarde gelungen. Kühl und trotzdem wärmend, atmosphärisch und bisweilen fast schon poppig. Das neue Jahrzehnt steht ihnen nur allzu gut, während sich der Hörer wohlig im Schleudergang zurücklehnen darf.

29.03.2022 (CH) Zürich – Bogen F
30.03.2022 München – Hansa 39
05.04.2022 Münster – Gleis 22
12.04.2022 Berlin – Hole 44
13.04.2022 Köln – MTC

VÖ: 11. März 2022 via Dedstrange Records