Text: Oliver Schröder, 11. Februar 2022

Closer to Grey: Mittlerweile bildet die Vielzahl an Corona-Alben ein Genre, das ein eigenes Registerschild im Plattenladen verdient – wenn sie denn in physischer Form vorliegen. So unterschiedlich die Musik ist, so verbindet sie doch das Gefühl der Freiheit, endlich mal das zu tun zu können, wozu man sonst nie die Zeit fand und einer in sich gekehrten Leere, in der die Töne verhallen.

Chromatics-Gitarrist Adam Miller bewegt sich mit seinem ersten Soloalbum genau zwischen diesen beiden Polen aus Freiheit und Beklommenheit. Die 18 Instrumentalstücke, aus denen sich „Gateway“ zusammensetzt, klingen eher nach Fingerübungen als nach echten Songs. “Wenn ich mich in einem guten Arbeitsfluss befinde, starte ich meinen Tag oftmals mit einer Gitarre in der Hand, schalte gedanklich ab und nehme auf, was auch immer in dieser Zeit heraus strömt.“, beschreibt Miller den Entstehungsprozess. Das klingt mal minimalistisch grau, mal krautig-kitschig. Zwischenzeitlich kann man sich seltsam gut die Stimme von Metallica-Frontmann James Hetfield dazu vorstellen. All das zeigt: Irgendwie fehlt was.

Auch wenn sich Miller bemüht, seine Musik anhand ihres Entstehungsprozesses und der deepen Titel eine sinnstiftende Klammer zu verpassen, ist „Gateway“ merkwürdig flüchtig und in seiner unverbindlich-meditativen Skizzenhaftigkeit auch etwas beliebig geraten.

VÖ: 11. Februar 2022 via Inner Magic