Text: Nils Hartung, 23. Oktober 2020

Nachdem Big Thiefs Europa-Tour pandemiebedingt unterbrochen wurde, reiste Adrianne Lenker zurück in die USA, um nach einem geeigneten Rückzugsort zu suchen. Die Wahl fiel auf eine kleine Holzhütte in der abgeschiedenen Bergwelt von Massachusetts. Lenker probte eine Handvoll Songskizzen und fühlte sich bald, als würde sie im Inneren einer Akustikgitarre sitzen: „I grew really connected to the space itself.”, sagt sie über den Findungsprozess.

Nach einigen Tagen lud Lenker ihren Produzenten Philip Weinrobe auf die Hütte ein. Der erste Impuls, Phils batteriebetriebenen Walkman für ein paar Aufnahmen zu nutzen, wurde schnell wieder verworfen, als ihnen ein Freund eine Otari 8-Spur-Bandmaschine zur Verfügung stellte. So wurde die Waldhütte zu einem kleinen, analogen Aufnahmeraum umfunktioniert, der offenbar mit dem richtigen Chi beladen war. Lenker konnte sich komplett fallenlassen. „I was basically lying in the dirt half the time. We went with the flow.”, gibt sie im Waschzettel zu Protokoll.

Entstanden ist daraus ein musikalischer Zweiteiler aus fragilen Folksongs und Instrumentalkollagen, die zu Field Recordings verschmelzen. Eingefangen wird, was intuitiv entsteht. Aus meditativen Gitarrenpickings schälen sich hauchzarte Songs heraus, die am Ende von der Bandmaschine geschluckt werden („My Angel“) oder unter knarzenden Holzdielen verschwinden. Lenkers Texte halten am Prinzip der Nahbarkeit fest. Diese Leitidee, prägte bereits das letzte Big Thief-Album „Two Hands“.

Hinzu kommt auf „Songs & Instrumentals“ eine besondere Art von musikalischer und lyrischer Intimität, die Trost spenden möchte: „I’m grateful that this music has come into existence. These songs have helped me heal. I hope that at least in some small way this music can be a friend to you.“. Für den nahenden Winter kommen die einfühlsam warmen Songs von Adrianne Lenker gerade recht.

VÖ: 23. Oktober 2020 via 4AD