Text: Oliver Schröder, 14. März 2022

Sweet relief: Dieses Mal berichtet Alex Cameron vom krassen Drogenmissbrauch einer Gesellschaft, die jeglichen Glauben an die Zukunft verloren hat. Ganz recht, „Oxy Music“ ist sozusagen das Partyalbum des Australiers geworden – pechschwarz und pink.

Sich selbst zu betäuben scheint in dieser Zeit für viele Amerikaner der einzige Weg zu sein, um nicht vollkommen wahnsinnig zu werden. Oder zumindest das schmerzhafte Gefühl zu unterdrücken, dass sich diese Erde sich vollkommen sinnlos um die eigene Achse dreht. Die Figuren, von denen Cameron erzählt, haben diesen Umstand längst erkannt. „Dieses Album ist die Geschichte eines Mannes, der sich in Ermangelung einer Lebensaufgabe, verwirrt über den Zustand der Welt und der dringenden Frage nach dem Sinn des Lebens an Opioiden vergreift.“, erklärt der Musiker den thematischen Überbau seiner Songs. Dem bissigen Kommentar zu einem Leben voller Leere, Toxizität und Oberflächlichkeit steht ein geradezu schmalziger Popappeal gegenüber. Jeder Song ein sorgsam arrangiertes Fettnäpfchen, gefüllt mit 80s-Synthesizern, Saxophonsoli und Softrock-Vocals: “I’m in the kitchen on a cruise / I’m cooking up a codeine ragout’. Im Titelsong zieht sich selbst Jason Williamson von Sleaford Mods kurz ein Poloshirt über und drückt am Schluss der Platte im Duett noch einmal kräftig auf die Pathos-Tube.

Wenn man also spätestens jetzt nicht von Alex Cameron und seiner Musik besessen ist, macht man definitiv etwas falsch. Er ist einer dieser Künstler, nach denen man sich mit Hingabe verzehren kann, ja sogar muss.

VÖ: 11. März 2022 via Secretly Canadian