Text: Nico Beinke, 06. August 2020

Diejenigen von uns, denen Zynismus und Ironie als Abstandhalter zur Realität, als eine Art Anker dienen, können jetzt aufhören zu lesen. Denn diesen Affen hat sich Alex Izenberg vom Rücken geschüttelt und mit ein paar kräftigen Tritten in die Nierengegend zum Verrecken in der Gosse zurück gelassen.

I hope my music can reach people like me who don’t have a lot of money or means and be a guiding light in their lives for good …

Prioritätenverschiebung während und nach schweren Erkrankungen, wie im Falle von Izenberg eine paranoide Schizophrenie, ist fast eine Voraussetzung um sein Leben zu meistern. Von nun an ein linksdrehender Schraubenschlüssel zu sein, ist kein Beinbruch – Brian Wilson vollbrachte bereits schwer angeschlagen mit „Pet Sounds“ 1966 sein Opus Magnum. Wenn Alex Izenberg solch wunderbar verstrahlten Freak Folk fabriziert, der gleichzeitig mit Grizzly Bear und Patrick Watson mithalten kann, ist es geradezu nebensächlich, dass er sich gerne als bärtigen Waldschrat geriert und auf Pressefotos im Bademantel posiert, so als wäre er der legitime Nachfolger des Dudes, wie ihn Jeff Bridges unsterblich werden ließ.

„Caraven Château“ ist dabei zwar schräg und wunderbar windschief geschrieben, aber voller skurril-geistreicher Ideen, wie es sie nur selten gibt: Baroque Pop meets Psychedelic Folk. Aus der Zeit gefallen und auf Treibsand gebaut: dieses zweite Album des Kaliforniers macht sich nackig und angreifbar, und wird somit zu einer Art Heldenepos. Elf Songs lang nimmt uns Alex Izenberg an die Hand, um uns sein kleines Wunderland zu zeigen, in dem der Märzhase und der verrückte Hutmacher ganzjährig dessen Nicht-Geburtstag feiern.

VÖ: 31. Juli 2020 via Domino Records