Text: Christoph Walter, 09. Januar 2020

Manche Youtube-Phänomene legen einen geradezu kometenhaften Aufstieg hin, um dann binnen kürzester Zeit wieder in der Versenkung zu verschwinden. Mit ihrem 2012 auf der Videoplattform hochgeladenen Cover von Angus & Julia Stones „Big Jet Plane“, das unter anderem von Fiona Apple in den höchsten Tönen gelobt wurde, ist Alexandra Savior zwar mit einem mittelgroßen Knall auf der Bildfläche erschienen, aber die Bodenhaftung hat die junge Musikerin aus Oregon dennoch nicht verloren.

Das Debütalbum „Belladonna of Sadness“ ließ bis 2017 auf sich warten, nun folgt mit „The Archer“ die erste Veröffentlichung auf 30th Century Records, dem Label von Danger Mouse. Eine behutsame, aber stetige Entwicklung also, die wunderbar zum gedämpften Grundton der neuen Platte passt, die ihren Ausgangspunkt an einem Silvesterabend kurz nach Mitternacht nahm. Aus dem Nachgrübeln über eine im gerade beendeten Jahr in die Brüche gegangene Beziehung resultierte „Crying All the Time“, ein gleichermaßen wehmütiges wie trotziges Stück mit leichtem Amy-Winehouse-Flair und schläfriger E-Gitarre.

„There’s depression and there’s heartbreak“, fasst die Mittzwanzigerin die Themen ihres aktuellen Albums zusammen, wobei „The Archer“ allerlei Schattierungen dieser Gemütszustände abbildet. Auf die sentimentale Pianoballade „Soft Currents“ zum Auftakt folgt mit „Saving Grace“ ein deutlich schrofferer Gruß aus den Neunzigern, ehe die weiteren Stücke mit ihrer lässigen 60er-Jahre-Eleganz – allen voran „Can’t Help Myself“ – nicht selten an Lana Del Rey denken lassen. Mit dem abschließenden Titelsong, bei dem wieder das Piano und allerlei Schlagwerk zum Einsatz kommen, kehrt „The Archer“ stilistisch zurück zu seinem Beginn und schließt somit den Kreis. Nicht zuletzt deshalb ist Alexandra Savior mit ihrem Zweitwerk eine runde Sache für die etwas dunkleren Momente des noch jungen Jahres geglückt.

VÖ: 10. Januar 2020 via 30th Century Records